Ich bin dick, und das ist gut so

Fitness-Wahn, das Gegenargument der Stunde. Immer mehr dicke Menschen schreiben Bücher über dieses Thema und wehren sich gegen diesen Trend.

Dünne Menschen sind schön, intelligent und erfolgreich, so das gängige Klischee. Dicke sind faul und dumm. Es ist so einfach?

Sind die Schlanken oder Normalgewichtigen Fitnessfanatiker? So würden die Übergewichtigen es gerne sehen und in Büchern erklären sie den Dicken die Welt des glücklichen Übergewichts. Elena Uhlig schreibt in ihrem Buch „Mein Gewicht und ich“, dass sie sich vom Diät- und Fitnesswahn verabschiedet hat. Sie trägt jetzt eine Bauchweg-Hose und Kleider, die die Figur nicht so betonen. Bei Bikinifotos kann man mit den Händen das Fett nach hinten quetschen. Für ein Fotoshooting eine geniale Idee. Susanne Fröhlich beschreibt in „Und ewig grüßt das Moppel-Ich“ - total witziger Titel -, dass „ein Leben jenseits der Konfektionsgröße 38 möglich ist“. Und sie erklärt, dass es im Leben einer Frau Gewichtigeres als ein paar lächerliche Extra-Pfunde gibt. Ein paar Pfund sind sicherlich nicht das Problem, die Zielgruppe sind aber nicht die, die ein paar Pfund zu viel auf die Waage bringen. Es sind die Dicken, die sich jetzt mit solchen „Ratgebern“ ihre Fettleibigkeit schönreden. Das Gegenteil von fett sein ist nämlich nicht Fitnesswahn, sondern es sind Bewegung und vernünftige Ernährung. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Elena Uhlig tut in einer Fernsehrunde mit Stolz in der Stimme kund, dass sie Bewegungsmuffel sei. Und sie demonstriert Selbstbewusstsein, indem sie über all ihre unsinnigen Aussagen lauthals lacht. Etwas, das bei Dicken häufig zu beobachten ist, sie sind in Gesellschaft immer die Lautesten - wegen des Selbstbewusstseins und wegen des Stolzes darauf, diesem Diät- und Fitnesswahn widerstehen zu können.

Seit 1980 hat sich die Zahl der an Diabetes Erkrankten vervierfacht, Ursache sind ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel mit der daraus resultierenden Fettleibigkeit.

Studien in Deutschland haben aufgezeigt, dass die Deutschen durchschnittlich von den 24 Stunden des Tages 22 Stunden sitzend oder liegend verbringen. Mehr Bewegung zu fordern ist von dem angeprangerten Fitnesswahn der dicken Bücherschreiberinnen weit entfernt. Andere Studien zeigen, bis zum Jahr 2030 wird es in manchen Ländern kaum noch Normalgewichtige geben und die Fettleibigkeit wird zunehmen. Das Dicksein zu propagieren kommt einem Aufruf zur Körperverletzung gleich.

Wolfgang Claussen

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