Fettleibigkeit auf dem Vormarsch

Bis 2030 werden in manchen Ländern kaum noch Normalgewichtige zu finden sein

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ Dieser Satz stammt von Hippokrates, einem griechischen Arzt, geboren 460 v. Chr., der sich schon damals für eine gesunde Ernährung einsetzte. Wir haben es mit den Ernährungsproblemen also nicht mit einem neuzeitlichen Phänomen zu tun.

Schon in der Bibel wird die Völlerei als Todsünde gebrandmarkt, sie war sicher das Problem der früheren Zeit. Heute sind es eher die industriell hergestellten Nahrungsmittel. Zu viel Zucker und Fett, um uns diese minderwertige Ernährung schmackhaft zu machen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 70% unserer Erkrankungen ernährungsbedingt sind.

Nehmen wir als Beispiel die Ferrero Milchschnitte, die Kindern als leichte Zwischenmahlzeit empfohlen wird: Der leckere Snack für zwischendurch. Dieser besteht aus 30% Zucker und 27% Fett, da kann man auch gleich ein dickes Stück Sahnetorte nehmen. Oder Ehrmanns Monsterbacke Fruchtquark, „so wichtig wie das tägliche Glas Milch“, allerdings enthält er zweieinhalb mal so viel Zucker wie Milch. Ganz davon abgesehen, dass Milch* auch nicht zu den gesunden Nahrungsmitteln gehört, 85 kg Milch und Milchprodukte werden jährlich pro Person konsumiert. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

Selbst der Versuch zumindest an Kitas eine gesunde Ernährung anzubieten ist an der Lobby der Nahrungsmittelindustrie gescheitert. So brüstete sich der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft schon 2009 damit, dass es gelungen sei, die vorgesehene Ausgrenzung von Schmelzkäse und Mayonnaise, Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromen und Süßstoffen wieder streichen zu lassen. Profit vor Gesundheit.

Neue Studien schätzen, dass wir bis zum Jahre 2030 in manchen Ländern kaum noch Normalgewichtige finden werden. Und nicht nur Übergewichtige werden mehr, die Fettleibigkeit wird zunehmen.

„Ich bin dick - und das ist gut so“, ein Versuch sich in das scheinbar unvermeidliche zu fügen? Bei amazon gibt es diesen Spruch auf einem T-Shirt in Größe 5XL. Und hier wird unkritisch eine Grenze überschritten: Übergewicht ist das eine, Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine Erkrankung. Und daran ist nichts „gut so“.

Hier ist endlich die Politik gefordert, sich nicht weiterhin dem Diktat der Lobbyisten zu unterwerfen. Die Konzerne streichen die Gewinne ein, die Kosten dieser Fehlentwicklungen werden der Allgemeinheit aufgebürdet. Nicht unsere Gesundheit ist ein schützenwertes Gut, die Gewinne der großen Konzerne werden geschützt.

Wolfgang Claussen