Eine Ausstellung zum Nachdenken und Handeln

Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ ist noch bis zum 24. Juli im und am Husumer Rathaus präsent

„Es ist für Husum eine große Ehre und wir bedanken uns besonders beim Kreis- und Landessportverband, dass diese so nachdenkenswerte Ausstellung bei uns stattfindet,“ so Bürgervorsteher Peter Empen anlässlich der Eröffnung von „Zwischen Erfolg und Verfolgung - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“.

Die Ausstellung zeigt 17 herausragende deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten in Form großer Silhouetten, die als Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten.
Der Bürgervorsteher ging auf die damalige Zeit ein, erinnerte an Berufsverbote, Holocaust, Verfolgung und weitere furchtbare Ereignisse, die „uns eine schwere Erbschaft auferlegt ha- ben.“

Nach wie vor gebe es Menschen, die den Völkermord leugneten und den Bau der Autobah- nen für die größte Tat der Nazis hielten. „Wir müssen wachsam sein, dass der Bazillus der Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus nicht wieder weiter keimt und sich bedrohlich vermehrt. Das gibt uns unsere Vergangenheit als Lehre und Mahnung auf.“ Die 17 Sportle- rinnen und Sportler der Ausstellung wären heute ein Dreamteam, war er sich sicher. Sie hät- ten seinerzeit hart für den Sport trainiert, seien dem scheinbar unpolitischen Sportgedanken verpflichtet, aber passten nicht in das menschenverachtende Bild der nationalsozialistischen Ideologie. Die Ausstellung sei Informationen, Erinnerung, Verpflichtung, Aufforderungen, Auf- ruf und der Bürgervorsteher wünschte ihr ein „nachdenkendes und handelndes Publikum.“

Prof. Dr. Hans Joachim Teichler von der Universität Potsdam, ging in seiner Gastrede ein- zeln und ausführlich auf die jüdischen Sportidole ein. „Nur wer Sportkameradschaft als Mannschaftssportler erfahren hat, wer die besonderen Bindungskräfte sportlichen Trainings und gemeinsamer sportlicher Wettkämpfe kennt, kann sich vorstellen, was die Einführung der Arierparagraphen und der Vereinsausschluss für die jüdischen Vereinsmitglieder bedeu- tet haben muss.“ Die Vereine hätten im Frühjahr 1933 ohne staatliche Anordnung im voraus- eilenden Gehorsam im Wettlauf um die Gunst der neuen Machthaber gehandelt. Der Sport nach 1945 sei mit seinem moralischen Versagen wie die Mehrheit der deutschen Bevölke- rung umgegangen: „Sie reagierten mit Verdrängen und Vergessen“, so Prof. Dr. Teichler, der eine Überlegung zu dem Umgang mit der NS-Vergangenheit anstellte.

„Es reicht nicht, den Holocaust mit der abstrakten Zahl von sechs Millionen Opfern als das absolut Böse in der Geschichte darzustellen.“ Das erreiche die heutige Jugend nicht mehr. „Wir müssen den Nationalsozialismus historisieren, ihn als Gelegenheit nutzen, um zu untersuchen, wie sich eine Gesellschaft radikalisieren konnte.“ Man müsse ohne falsche Empörung fragen, wie es dazu gekommen sei, dass sich Täter, Helfer, Zuschauer und Weg- seher auf einmal oder schleichend in Übereinstimmung mit den Normen des NS-Systems wussten und das es nur einer Minderheit gelang, ihr sittliches Unterscheidungsvermögen zu bewahren. „Dazu müssen Biographien und persönliche Schicksale aus dem Lebensumfeld der Jugend aufgearbeitet und präsentiert werden“, sagte der Gast aus Potsdam.

Der Landessportverband Schleswig-Holstein war mit fünfköpfiger Abordnung erschienen. Für den Präsidenten des Verbandes, Hans-Jakob Thiessen, ein deutliches Zeichen für die Wich- tigkeit der Ausstellung.
Diese sei mit großem persönlichem Engagement nach Husum geholt worden, dankte er dem Vorsitzenden des Kreissportverbandes Nordfriesland, Matthias Hansen, für dessen Einsatz. Durch einen kleinen Bericht im Magazin des Landesportbundes Niedersachsen aufmerksam geworden, hatte Matthias Hansen vom ersten Kontakt bis zur Ausstellungseröffnung in Husum alle notwendigen Schritte in kürzester Zeit absolviert oder begleitet.

Für den Kreissportverband und seine Sportjugend ist die Eröffnung ein ganz besonderer Moment, so der Vorsitzende. Sie verbindet die Bemühungen des Verbandes um die seit 2010 andauernde internationale Jugendbegegnung mit Israel, welche auch 2016 vom 11. bis 21. Juli in Nordfriesland stattfinden wird.

Der Besuch der Ausstellung, die noch bis zum 24. Juli in Husum auf dem Rathausvorplatz und im Rathaus zu sehen ist, steht dabei selbstverständlich auch auf dem Programm der Jugendbegegnung.

(NfI)