Ulf Petermann, neue Arbeiten

Vom 12. November bis einen Tag vor Heiligabend zeigt Heinrich Lüth in seiner Galerie in Halebüll wieder ein Mal Bilder seines ihm am nächsten liegenden Künstlers Ulf Petermann, der schräg gegenüber der Galerie Lüth sein Atelier-Haus hat.

So nah am Meer, das passt, denkt man unwillkürlich, wenn man Petermanns Bilder vor Augen hat. 

Tatsächlich beherrschen auch Standleben- und Meer-Motive zwei Drittel der Ausstellung. Gekonnt, manchmal lässig sind eine ganze Reihe, fast Serie Bilder entstanden, die sich vom Thema und Licht her sehr ähneln. Dies einerseits durch einen vorherrschend schlammig rosig-grauen Ton, der nach Beschaffenheit des Motivs ins Bläuliche oder Ockerfarbene übergeht und entsprechend durch hellere oder dunklere Partien die Strandszenerie in ein diffuses Licht taucht, andererseits durch die Staffage mit gekonnt durch wenige geniale Pinselstriche hingezauberte Figuren, die in den großen und kleineren Bildern immer wieder auftauchen. Ein Grund, in die Ausstellung auch mit Kindern zu gehen, die ihre Freude daran haben werden, die Frau mit dem Kopftuch oder das Kind mit dem Surfbrett wieder zu entdecken. Figuren und Personengruppen charakterisieren natürlich bestimmte Urlaubertypen, selbstverständlich auch Einheimische in dem ihnen eigenen Strandverhalten. In seiner wieder einmal sehr unterhaltsamen Eröffnungsrede lenkte Augustin Noffke zum Beispiel das Augenmerk der Besucher auf den Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen, wobei er Letztere als eher inaktiv darstellte. „Da kennt er aber die Ledernen und die Eisenharten vom Husumer Dockkoog nicht“, dachte ich im Stillen....

Die anderen Räume zeigen etwas von der Stimmung her total Gegensätzliches. Das liegt daran, dass es sich um Stadtlandschaften handelt im winterlichem Grau. Vereinzelte vermummte Figuren warten unter dem spärlichen Licht, das aus Ampelanlagen oder Straßenlaternen fällt. Schneewehen oder Graupel hängt in der Luft. Dunkle Blau-Grautöne beherrschen die Szenerie. Ein klein wenig fühlt man sich an Michael Arps Regenbilder erinnert. Mehr jedoch durch Farbgebung und Stimmung als durch die Malerei selbst.

Und dann sind da auch noch ein paar beeindruckende Bleistiftskizzen, die einen kleinen Einblick in die Sichtweise des Malers geben mögen.

Lüth als Galerist und Freund des Malers verwies in seinen einleitenden Sätzen auf den Werdegang  Petermanns vom Malers archaisch-psychologischer Figuren ohne groß erkennbaren Bezug zu ihrem Umfeld über das Erholen bzw. Ausruhen in der Natur, kleine Landschaften malend, zurück auch zum großen Format mit unterschiedlichen Küstenbildern von der Nordsee bis hin zu mit Menschen belebten Stränden und tatsächlich sogar in die Stadt, allerdings ohne Menschenmassen, nur scheinbar zufällig mit einsam wirkenden nicht individuell gekennzeichneten Figuren bestückt. Dagegen wirken die „Strandmenschen“, zwar auch ohne ausgearbeitete Gesichtszüge, sehr persönlich, fast, als wäre man ihnen auch schon einmal begegnet.

Andrea Claussen