Nichts wie hin zur Landesschau

Husumer NordseeMuseum im Zentrum der Aufmerksamkeit

Vor einer Woche wurde sie eröffnet, die Landesschau der schleswig-holsteinischen Künstlerinnen und Künstler im BBK (Bund Bildender Künstler). Nach 27 Jahren ist die also wieder ein Mal in Husum, damit die Menschen von der Westküste es nicht so weit haben, wenn sie sehen möchten, was derzeit Gnade findet vor den Augen der gestrengen Jury.

Von 201 Künstlern, die sich beworben hatten, wurden 67 angenommen. Diese sind mit insgesamt 90 Werken aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Plastik und Objekt/Installation vertreten.

Das lässt schon vorab die gebotene Vielfalt ahnen, die ja durchaus gewünscht ist.

Die vorhandene Aufteilung des langgestreckten Gebäudeteils durch eine Mittelachse, in der durch kürzere Wände Nischen abgeteilt sind, ermöglicht nicht nur mehr Fläche zum Hängen, sondern auch thematische oder technische Zuordnungen. So finden auch Videokunst, Plastiken und Installationen ihren Platz, wo sie „ungestört“ ausstrahlen können. Auch der Betrachter „verschwindet und taucht ein“, ohne die geballte Menge der anderen Besucher im Rücken zu haben, Eröffnungstag ausgenommen. Wer hier nicht mindestens 30 Minuten vorher auftauchte, bekam kaum noch einen Sitzplatz im Saal. Alle, die erst zum angekündigten Zeitpunkt kamen mussten im Treppenhaus sitzen oder gar stehen.

Jetzt ist es schön, die Werke einmal in Ruhe zu betrachten. Selbst beim dritten Besuch entdeckt man immer wieder etwas Neues, bzw. findet auch die nötige Muße für die Videoclips in kleinen „Kino“.

Was ist nun schließlich zur Kunst zu sagen? Sie ist, wie sie ist. Manches ist vertraut, einiges überrascht. Gewisse Trends kommen in Wellen, es gibt aber auch viele Individualisten. Einige Künstler erkennt man sofort, andere sind neu. Insgesamt hat sich das Durchschnittsalter nicht gesenkt. Das tut der Kunst jedoch keinen Abbruch. Die Vielfalt der Stilrichtungen wird fast erreicht von der fantasievollen Variation der Techniken. Unmöglich, aus dem Kopf aufzulisten.

Besonders zu nennen, ohne andere Teilnehmer durch Nichtnennung abwerten zu wollen, wären aus Husumer Sicht zunächst hiesige oder hier häufiger gezeigte Künstler, allen voran Lucia Figueroa, Wahlhusumerin, deren zwei neue Figuren unten in den bisher leer stehenden Nischen der Rotunde die Besucher bewegen, oben mag jeder für sich, so will es die Künstlerin prinzipiell, seine Bedeutung für die schlichte Metapher „Schiff“ finden. Andreas Boehm, gebürtiger Husumer, hat lange Drohnenaufnahmen des Vorlandes ausgewertet, bis sie sich sozusagen zu einem „typischen“ Muster destilliert haben - eine Arbeit die definitiv erst auf den zweiten, ruhigeren Blick ihre Wirkung entfaltet. Klein, scheinbar einfach, und doch humorvoll oder hintersinnig die Arbeiten von Helga Hoppe aus Eiderstedt, auch Mitglied des Kunstvereins Husum und Umgebung. So auch die Bildhauerin Ute Klemke aus Bergenhusen, dem Dorf in Stapelholm, das auf dem Weg ist, eine kleine Künstlerkolonie zu werden. Ihr archaisch wirkender Insektenkörper steht ganz wunderbar vor einer Lehrtafeln zur Insektenkunde, so hat es den Anschein. Aber nein, die dort so ordentlich und mit feinster Fototechnik von Bernd Hamann dargestellten „Kreaturen“ müssten schon extreme Mutationen sein, wollte man sie biologisch kategorisieren. Überhaupt sind Fotografie und digitale Fotobearbeitung im Kommen und erhalten die ihnen als eigenständiger Kunstform gebührende Anerkennung. Dasselbe gilt für die Installation aus Abfall, die sich seit den Siebzigern nicht mehr solch großer Beliebtheit erfreute. Herrlich, die Plastikflaschenquallen, von denen die Künstlerin sagt, dass ihr die Idee gekommen sei, als zunehmend darüber berichtet wurde, wie viel Kunststoffminikügelchen die Fische aufnähmen. Ob Quallen das auch täten und dadurch, weitergesponnen, an Festigkeit und Resistenzfähigkeit zunähmen....

Gabriele Walters ist mit zwei dickeren Acrylglastafeln vertreten, die sie von beiden Seiten mit Acrylfarbe, Imagetransfer (wieder eine Fototechnik) und Klebeband gestaltet hat. Es entsteht der Eindruck von Schaufensterspiegelungen in der Großstadt, aber bei näherem Hinsehen ist da mehr.

So ließe sich noch Vieles sagen, über weitere interessante Objekte, Menno Fahls fröhliche Figuren, neue und alte Sicht auf Portrait und Figurendarstellung überhaupt. Hier zeichnet sich seit kurzer Zeit eine Trendwende ab, die auch in der Landesschau ihre Spuren hinterlassen hat. Aber sehen Sie lieber selbst!

Bis zum 18.02.2018 ist die Ausstellung noch zu sehen.

Andrea Claussen