Computer - mache das Licht im Wohnzimmer an

Computer faszinieren die Zuschauer in Science Fiction-Filmen. Sie regeln die Zimmertemperatur, löschen das Licht, schalten den Fernseher ein oder erklären komplizierte Zusammenhänge. Sie regeln die Tagesabläufe, erinnern an Termine und sorgen für einen immer vollen Kühlschrank. Toll! Männerspielzeug.

Allerdings ist das keine Zukunftsmusik mehr. Alexa, Siri und Cortana übernehmen die Kontrolle über unser Leben. Und wir geben freiwillig alles preis. Smart Home nennt sich das. Alles, was wir uns im Fernsehen ansehen, was wir einkaufen, wonach wir im Internet suchen, wird in den riesigen Clouds der Datenkraken gespeichert. Wir stellen uns Abhöreinrichtungen freiwillig ins Zimmer, die alles aufzeichnen können, was wir so von uns geben. Amazon Echo ist ein Gerät mit sieben Mikrofonen zum Abhören in alle Richtungen. Die Technik ist so weit ausgefeilt, dass unsere Stimme selbst bei Musik noch klar erkannt wird.

Unsere Smartphones wissen immer über unseren Standort Bescheid, selbst wenn wir die Simkarte rausnehmen und die Standortsuche ausschalten. Mit Face ID lernen diese Systeme auch noch unsere gezeigten Emotionen zu deuten. Apple lässt auch zu, dass andere auf diese biometrischen Daten zugreifen können. Gut und vertrauensbildend, laut Apple dürfen sie diese nicht speichern.....

Und warum möchte man uns das Leben angenehmer machen? Sitzen da nette Menschen, deren einziges Bestreben unser Wohlergehen ist? Im Gegenteil, da sitzen Heerscharen von Psychologen und Informatikern, die alles über uns wissen wollen. Sie wollen uns manipulieren, uns gezielt mit angepasster Werbung vollpflastern. Dazu ersinnen sie immer neue Tricks, um uns immer gläserner zu machen. Nun gut, bekanntlich haben wir ja nichts zu verbergen. Aber, wenn diese Lauscher immer dabei sind, ob im Wohnzimmer, im Schlafzimmer oder in der Küche, könnte man, wenn man denn wollte, schon ein mulmiges Gefühl bekommen. Wie soll Datenschutz funktionieren, wenn wir alles, und ich meine jeden kleinsten privaten Zipfel, freiwillig an diese Datenmoloche weitergeben? Intimsphäre war gestern, heute ist Digitalisierung. Hört sich doch gar nicht so schlimm an. Aber wir stehen ja auch erst am Anfang. Wenn wir uns irgendwann Chips implantieren lassen, um uns alles noch einfacher zu machen, dann sind wir fast am Ziel einer schönen neuen Welt angekommen. Paranoiker kleben zwischenzeitlich ihre PC-Kameras und Mikrofone zu. Natürlich kann man die von außen einschalten, selbst wenn das grüne Lämpchen dann nicht leuchtet. Weiß eigentlich jeder, aber, wie schon gesagt, wir haben ja nichts zu verbergen.

Und jetzt:

Alexa, spiele meine Lieblingssongs ab und erinnere mich um 20 Uhr daran, dass ich den Fernseher einschalte. Mit dem TV-Stick kann ich dann mit Alexas Hilfe Filme suchen, zwischendurch nach dem Wetter von morgen fragen, mir Witze erzählen lassen und meinen Einkaufszettel vervollständigen. Männerspielzeug eben, Orwell ist schon so lange tot.

Wolfgang Claussen