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Ausstellung Farah Willem - im Wandel
Eine Pilgerfahrt wert ist die jüngste Ausstellung der Bilder Farah Willems in der Galerie Göldner in Bordesholm. Arrangiert hat sie ihr dort ansässiger langjähriger Förderer Horst Rainer Judith, der auch vor etwa zweieinhalb Jahren die hiesige Ausstellung der jungen Künstlerin im Husumer Kunstverein managte. Damals musste er noch zwischen Paris und Bordesholm pendeln.
Farah konnte bei ihren ersten Auslandsausstellungen nicht zugegen sein, da ihr Mann schwer erkrankte. Inzwischen ist er seinem Leiden erlegen und Farah wohnt mit den beiden Kindern in Kiel. So konnte ich die vor Energie sprühende Künstlerin endlich selbst kennenlernen. Sehr offen und sympathisch, kontaktfreudig und lebensfroh wirkte sie, wie sie auf der sehr gut besuchten Vernissage die Gäste miteinander bekannt machte. Dazu gab es wieder beschwingte Melodien live von Vincent Judith und Finn Strothmann vom "Ostangeliter Orientexpress". Beglückter Kommentar des Mentors Judith senior: "Alle sind gekommen!"
In ihrer Eröffnungsrede wies die junge Kunsthistorikerin Yanine Esquirell aus Neumünster, die bereits in Farahs Ausstellung im Bürgerzentrum Neumünster eingeführt hatte, auf die verschiedenen Themenkreise und Motivreihen der Künstlerin hin.
Farah Willem zeigt in Bordesholm eine Mischung einiger älterer und vieler neuerer Werke, die sich von der Stimmung her unterscheiden, vom Duktus und von der Farbwahl her jedoch eine klare Einheit bilden. Farahs Farben sind nach wie vor Rot, Weiß, Blau und Schwarz. Die neueren Arbeiten wirken insgesamt heller. Auf jedem Bild ist ein Mensch zu sehen, fast immer eine Frau mit verträumtem Blick. Diese Wirkung erreicht die Künstlerin, indem sie die Augenpartie quasi nass in nass schwarz- grau verlaufen lässt, wie einen Lidschatten, der sich unter dem Auge fortsetzt. So haben die Frauen alle etwas von Stummfilmdarstellerinnen, einen Hauch von Melodrama und viel Verträumtes.
Waren viele der frühen Bilder mehr oder weniger verschlüsselt eine Aufarbeitung eines Kindheitstraumas, des frühen Verlustes der geliebten Mutter, Einsamkeit und Verlassenheit, so befreit sich das Frauenwesen aus seiner Isolation, indem es seine Verbindung zur Natur verstärkt. Die Reihen Osmose Verbindung mit Pflanzen wie Farnen und Algen begann schon vor einigen Jahren und setzt sich fort. Auch die "Vernülen"-Bilder, die den Kontakt zur Außenwelt symbolisieren könnten führte die Künstlerin weiter. Eine besondere Reihe ist die mit Mensch und Tier, welche in märchenhafter wie selbstverständlich wirkender Vertrautheit eine enge Verbindung zur Natur darstellt. Gute Träume verdrängen den Schrecken. Sanftheit und Ruhe dominieren diese Bilder, auch wenn sie Unschärfen besitzen. Da stecken noch Geheimnisse, die entschlüsselt werden wollen.
Andrea Claussen