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Vernissage der Gemeinschaftsausstellung der Mitglieder des Kunstvereins
32 Menschen haben Kunst gemacht, so könnte man diese Ausstellung vielleicht auf einen Punkt bringen. Man könnte auch sagen, dass das Rathaus jetzt nicht mehr kahl, sondern wieder "bunt" ist.
Aber darum geht es nicht. Interessanter ist doch die Frage, was diese Menschen, die da zu ihren jeweiligen Werkzeugen gegriffen haben, angetrieben hat, dies zu tun.
Im Ranking der menschlichen Bedürfnisse, zum Beispiel in Maslows pyramidaler Darstellung, ist, gesellschaftlich gesehen, der Stand der Kultur nicht gerade bei den Basisbedürfnissen angesiedelt. Haben wir genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und ein entsprechendes Ersatzfell, um selbst zu überleben, dann kommt erst mal die Erhaltung der Art dran und deren Sicherheit, im Kleinen, wie im Großen.
Erst danach kann man an die Feinheiten denken: Bildung, Erziehung, Kultur...oder? Ähnlich läuft das ja schließlich auch heute bei der Budgetverteilung...
Aber davon abgesehen beschreibt das eher die Masse der Bevölkerung. Für einen Teil der Menschen kommt das Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken, bereits an viel früherer Stelle. Nämlich direkt nach einer Befriedigung der elementarsten Notwendigkeiten. Sich künstlerisch ausdrücken zu müssen, bestimmt ihr Leben. Die weiteren Bedürfnisse ordnen sich unter, werden dem Drang zur Kunst geopfert. Entsteht dann auch immer große Kunst? Entspricht der Wille zum Ausdruck auch dem Vermögen, diesen bildnerisch umzusetzen? Wie viele solcher Menschen gibt es wohl in einem Jahrhundert? Nicht jeder wird wahrgenommen, oder ernst genommen, geschweige denn anerkannt. Einige der heute zu den Großen Zählenden starben elend und mittellos. Bekanntestes Beispiel: Vincent Van Gogh
Umgekehrt sind gesellschaftlicher und damit verbunden finanzieller Erfolg eines Künstlers manchmal schon der übernächsten Generation nicht mehr bekannt, Historiker ausgenommen.
Zurück zur Wertigkeit! Haben nicht alle hier die Kunst an eine Stelle ihrer eigenen Pyramide gerückt, die sie von der Mehrheit unterscheidet? Dabei sind die Wege jeder und jedes Einzelnen sehr unterschiedlich. Einige haben Schicksal, Mut und Können zum freien Künstler gemacht, andere unterrichten Menschen darin, sich künstlerisch auszudrücken, wieder andere sind im Alltag mit völlig anderen Dingen beschäftigt, schaffen sich aber Nischen, in denen sie etwas verwirklichen, was irgendwie in ihnen steckt.
Was ist das?
Was treibt den an, der zum Pinsel, zum Stift, zum Fotoapparat oder in seinen Werkzeugkasten greift, sich hinsetzt oder raus geht und so etwas macht?
Es hat sowohl mit Empfindung, als auch mit analytischem Verstand zu tun. Es basiert auf Wahrnehmung der Welt um uns herum und in uns drin: auf Beobachtung und Fantasie. Eindrücke werden gefiltert und mit Ideen verbunden. Das Bild, das man sich macht, kann für einen ganz allein eine tiefe persönliche Bedeutung haben. Wenn es gut ist, findet der Betrachter auch etwas darin wieder, sei es sich selbst, seien es gesellschaftliche Aussagen. Gefühle, Erinnerungen, ein Wiedererkennen. Oder aber auch nicht. Bilder sprechen nicht alle dieselbe Sprache. Auch hier gibt es eine Chemie, die nicht immer vom Können des jeweiligen Künstlers ausgeht. Mit dem Begriff "Geschmack" lässt sich dieses Phänomen nicht völlig erfassen.
Bildnerisch tätig zu sein ist Arbeit und Spiel. Selten das eine oder das andere. Glücklicher Zufall und hart erkämpfte Perfektion. Immer ist es Prozess: Behalten und Verwerfen.
Dann die Entscheidung, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, sich mitzuteilen einerseits, sich der Kritik zu stellen andererseits. Die wenigsten arbeiten nur aus sich heraus und für sich allein. Und auch, wenn der Schaffensprozess für die meisten von uns im Vordergrund steht, so haben es Bilder und Skulpturen doch an sich, dass sie „ans Licht“ wollen. Der Austausch mit all denen, die „das Brot zwar nicht selbst backen, es aber trotzdem brauchen und von seinem Geruch unwiderstehlich angezogen werden“, gibt dem Werk eine weitere Dimension und bringt neue Energien zum Fließen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. November 2016 im Husumer Rathaus zu sehen.
Andrea Claussen