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Kleine und große Kostbarkeiten
Eiko Borcherding zum dritten Mal in der Galerie Lüth
Qualität überzeugt, besonders gepaart mit großer Ausdauer und gewürzt mit neuen Ideen. Unverkennbar ist der Stil Eiko Borcherdings, auch die Motivwahl vorwiegend aus der Tierwelt, Fell und Federn, Zähne und Klauen, Ästhetisches und Morbides.
Alles mit großer Sicherheit und Präzision überwiegend mit weichem Bleistift auf "altes" Papier gebracht. Dabei keineswegs starr oder steif, sondern punktgenau mit meisterlicher Schraffurtechnik. So kennen ihn die Besucher der kleinen exquisiten Galerie in Halebüll, direkt an der Nordsee.
In dieser Ausstellung überrascht der junge Künstler jedoch, indem er den Mut besitzt, mit gewohnten Kompositionen zu brechen, die kostbaren Zeichnungen sogar mit Papierpunkten aus dem Locher zu bekleben. Auf den Punkt bringen? Sind es Farbakzente? Ja, auch. Sie leiten den Blick und sammeln sich, ballen sich in Zentren. Oder aber sie bilden einen flockenartigen Schleier auf einer Ebene vor dem eigentlichen Motiv. Durch einen Vorhang betritt der Blick die eigentliche Bühne der Bildgeschichte. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Immer wieder bekommt man Angst um die eigentlichen Zeichnungen. Teile "wegzuschneiden", und das nicht von Skizzen oder verworfenen Blättern! Da fehlt z.B. die obere Hälfte eines Wolfkopfes. Stattdessen sehen wir liniertes Papier wie aus einem alten Schulheft. Oder große Flächen mit handgezeichnetem Rautenmuster. Ein kopfartig wirkendes Schlangenknäul kann sich nicht entscheiden, ob es vor oder hinter dem Raster liegt. Augenakrobatik. Hellgrüne Flächen in "Löschpapier Pastell". Eine Ecke verrät umgebogen das handschriftliche Datum einer Postkarte: 1897. Sie gehört zu den wunderbaren kleineren Vogelbildern. Es finden sich interessante Formate, die insgesamt kein Rechteck bilden. Collagen aus sichtbargemachtem Lieblingsmaterial, Rastern und Grafik. So wird das Auge wird gezwungen, Flächen zu ergänzen, wie es auch schon Motivteile ergänzen musste. Man kann also von einem besonders interaktiven Ausstellungsbesuch sprechen.
Erwähnt seien zudem die Reihe der vom Positiv und Negativ gedruckten "Landschaftsfotografien".
Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Februar in der Galerie Lüth, Altendorfer Str.21, 25813 Husum zu sehen. Mittwoch - Sonntag, 10 bis 18 Uhr.
Andrea Claussen