Mikkleberg: Eröffnung der Ausstellung "Eider"

Denkt man an die Eider in einem dänischen Zusammenhang, denkt man unwillkürlich auch daran, dass der Fluss einst eine Grenze bildete zwischen  Dänemark und den deutschen Ländern.

Als zentraler Teil des Handelsweges nach Haithabu war die Eider in der Wikingerzeit zugleich Verbindungsglied zwischen Ost und West. In der Ausstellung "Eider" wird der Fluss, so wie er heute durch die Landschaft fließt, Gegenstand für Untersuchungen und das Fabulieren auf verschiedenen Ebenen.

Fünfzehn Künstler aus dem Künstlerbund Rendsburg-Eckernförde setzen sich mit dem Fluss auseinander - konkret als Landschaft und als Materialität, sowie auch als Trennung und Verbindung. Ihre Untersuchungen der Eider umfassen ein breites Spektrum von dem Politischen, über das Kulturgeschichtliche, Soziale, Biographische und Poetische bis hin zur Landschaft als unterbewusste Erscheinung. Ein Aspekt ist die Klimafrage, wo es sowohl um Überschwemmungen als auch um den Verlust der Artenvielfalt geht. Die ausgestellten Werke stellen eine breite Auswahl von künstlerischen Ausdrucksformen dar: Malerei, Skulptur, Foto, Installation, Graphik, Holzschnitt, Keramik und mixed Media.

Der Künstlerbund Rendsburg-Eckernförde existiert seit 1991 als ein Bündnis von 25 in Schleswig-Holstein wohnhaften Künstlern, denen gemeinsam ist, dass sie das Gespräch suchen statt alleine in ihren Ateliers zu arbeiten. Die meisten Mitglieder haben einen deutschen Hintergrund; einige haben einen Bezug zur dänischen Minderheit; die meisten aber eine gewisse Verbindung zu Dänemark und sind sich sehr bewusst, in einer Grenzregion zu leben. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat zum Ideenaustausch und stellt mehrmals im Jahr gemeinsam aus, unter anderem in Rendsburg, Norderstedt, Flensburg und Sonderburg. Auf Mikkelberg zeigt der Künstlerbund Rendsburg-Eckernförde seine 30-jährige Jubiläumsausstellung.

Die ausstellenden Künstler sind: Volker Altenhof, Franck Blady, Anna Brunner-Mocka, Kai Feddersen, Imme Feldmann, Clemens C Franke,
Susanne Kallenbach, Birgit Lindemann, Kerstin Mempel, Thorsten Mischke, Tom Müllers, Rufina Schröter, Claudia Sperlich, Larissa Strunowa-Lübke, Franziska Stubenrauch und Sebastian Titze.

Vernissage: am 30.10. 2021 15 Uhr. Alle sind herzlich eingeladen. Es gelten die 3G-Regeln. Anmeldung nicht erforderlich.

Ort: Mikkelberg Nordisk center for kunst og cricket, Horstedter Chaussee 1, 25856 Hattstedt
Zeitraum: 30.10. - 19.12. 2021
Geöffnet: Dienstag-Mittwoch 9-13, Donnerstag 11-16, Freitag-Sonntag 12-16

(NfI)

Hinzugefügt 09.11.2021

Zusatzinformationen für alle, die noch mehr erfahren möchten.

15 der 22 Künstlerinnen und Künstler stellen Bilder und Objekte aus, die im Zusammenhang mit der Eider entstanden sind. „Ejder“ war das Wunschthema des Centrums for nordische Kunst Go cricket.

Die Werke nehmen fast alle Bezug auf die Natur, den Fluss als Lebensraum, und auch als ehemalige Grenze zwischen den beiden Ländern, die ja nie eine scharfe kulturelle Grenze für die Menschen war, sondern eine politische. Das aber über Jahrhunderte. Nun leben wir in Frieden und kommen gut miteinander aus. Kleinere Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Angst brauchen wir nicht mehr zu haben.

Neben unserer gemeinsamen Kulturgeschichte als Menschen, die zwischen zwei Meeren und auf Inseln leben, sind uns jetzt die Probleme, welche die menschengemachte Klimaveränderung mit sich bringt, gemeinsam. Und die werden uns auch deutlich, wenn wir die Geschichte der Nutzung des Flusses betrachten sowie den Zustand, in dem er sich befindet.

Hier jetzt mehr zu den einzelnen Künstlern und Künstlerinnen (mit freundlicher Genehmigung sinngemäß zitiert aus der Eröffnungsrede von Clemens C Franke):

Volker Altenhofs fein strukturierte Gemälde von Himmel und Wasser entstanden in altmeisterlicher Technik ausschließlich mit selbstgemischter Tempera.

Der in Paris geborene Franck Blady assoziiert mit dem Thema Eider den Übergang zwischen zwei Welten, der bewussten und der unbewussten, seine aus der Welt der Mode und der Werbung entnommenen Frauenfiguren erfahren durch ihre Platzierung in der abstrahierten Flusslandschaft eine Metamorphose hin zur individuellen Persönlichkeit, die im Traumzustand Sehnsüchte und Ängste erfährt.

Anna Brunner-Mocka arbeitet mit feinen hauchdünnen Farbschichten und stellt den Fluss eher zart und abstrakt mit eigenwilligen persönlichen Zeichen dar, die der Betrachter frei interpretieren kann.

Kai Feddersens „Reflexionen“ zeigen so etwas wie Wasser und Landschaft an sich und strahlen eine großartige Harmonie aus. Er malt ausschließlich in der Ruhe seines Ateliers, wo er verschiedene Eindrücke zu einem Bild verdichtet. (Vgl. Abb. 1)

Imme Feldmann ist mit drei Farbholzschnitten vertreten. Ihr Angler ist eine der wenigen Hinweise auf Menschen in der Ausstellung.

Clemens Francke zeigt das Architekturmodell eines Fußgänger-Tunnels, wie er Grenzen unterlaufen könnte, „….um in die Freiheit zu gelangen, seinen Acker auf der anderen Seite der Grenze zu bestellen oder um einfach nur die Autorität zu unterlaufen.“

Die keramischen Wolkenungetüme — ein Austausch der Elemente— von Susanne Kallenbach schieben in ihrer Fantasie als einzige Erhebungen das Land zusammen.

Birgit Lindemann schauf, ebenfalls aus Keramik, die vielbeachtete Figur einer jungen Frau, die auf einer hochkant gestellten Kiste hockt ( vgl. Abb. 2) Titel: „Die Flut kommt“.

Die grafischen Arbeiten von Kerstin Mempel reizen mit ihrer Vielfalt an Details und dem Spiel mit wechselnder Technik das Auge des Betrachters.

Die verwunschenen Landschaftsfotografien von Torsten Mischke zeigen versteckte Reste der Rathmannsdorfer Schleusen, die seit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals verfielen.

Tom Müllers „spaltet Granitblöcke. An den frisch entstandenen Flächenfindet er Spuren und Strukturen, die er …so lange poliert, bis sie an einen (dreigeteilten) Flusslauf erinnern.“

Claudia Sperlich kommentiert ihre Hinterglasarbeiten folgendermaßen: „Der Duft von Wasser und Schlick zieht mich zurück an meinen Ursprung.“

Larissa Strunova-Lübke stellt farbintensive auf kubismusähnliche Art segmentierte Frauenkörper, die sich um einander winden aus.

Franziska Stubenrauch hat sechs kleine Wachskreidenbilder beigesteuert, die den Betrachter verborgene Wassergeister und Naturwesen suchen lassen.

Sebastian Tietze ist Landschaftsmaler. „Die in malerischer Meditation ergründeten Psychogramme seiner ‚Seelenlandschaften‘ offenbaren deren tiefe Geheimnisse“, kommentiert C. Franke in seiner Laudatio, in der er immer wieder politisch, kritisch und humorvoll, mal auch ironisch auf die Geschichte des Flusses eingeht.