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Kunstausstellung "Watt'n Glückwunsch"
30 Jahre Nationalpark
In St. Peter – Ording fand am 30. Juni eine Vernissage der besonderen Art statt: Dem Wattenmeer galt der Glückwunsch und die Gratulanten waren Künstler aus den drei Ländern, die am Wattenmeer liegen: den Niederlanden, Dänemark und Deutschland.
„Wie gratuliert man einem „Wattenmeer“? Ist es dem Wattwurm nicht überhaupt egal, ob er nun schon drei Jahrzehnte in einem Park leben darf, zumal der PARK, zumindest in der Hochsaison eher ein Parkplatz ist“, fragte sich der Eiderstedter Künstler Dieter Staacken in seinem Grußwort, um dann in seiner launigen, inhaltsreichen Rede die Antwort zu geben.
Er schloss mit einer denkwürdigen Beobachtung. „ Eines steht fest: Vor allem takt- und digital-geschädigte Großstadtmenschen können im Wattenmeer einen guten Lehrmeister für Natur-Rhythmen und Entschleunigung finden, d.h. hier kann jeder wie der berühmte ‚Mönch am Meer’ zur Besinnung kommen. (Selbst interessierte Ausstellungsbesucher nehmen sich ja immer weniger Zeit für einen notwendigen Dialog mit dem Kunstwerk - so meine Beobachtung vor kurzem auf der Museumsinsel in Berlin. Stattdessen werden Bild und Namensschild, sogar Katalogabbildungen, im Vorbeigehen abfotografiert und mehrfach übers i-phone gewischt.“
Die Strandkorbhalle Hungerhamm war proppenvoll mit interessiertem Publikum – kein Wunder bei 29 ausstellenden Künstlern und der Verknüpfung von Kunst und Umweltschutz.
In eindrucksvoller Weise schilderten der Leiter der Nationalparkverwaltung, Dr. Detlef Hansen und der Bürgervorsteher der Gemeinde St.Peter-Ording, Boy Jöns, die Entwicklung des Nationalparks: von den schwierigen Anfängen bis zur Anerkennung als Weltnaturerbe. Kann sich heute noch jemand vorstellen, dass im Wattenmeer Öl verklappt oder auf Seevögel Jagd gemacht wurde?
Die Idee, den Naturschutz mit der Kultur zu verbinden, ging vor 4 Jahren von der Kunstinitiative St.Peter-Ording (Kispo) aus. Thomas Bartram, ihr Vorsitzender, übernahm die Leitung auch dieser Ausstellung und es gelang ihm nicht nur, Bilder von 29 namhaften Künstlern zu versammeln, sondern diese auch so zu hängen, dass ein geschlossener und interessanter Gesamteindruck des Wattenmeers aus künstlerischer Sicht entstanden ist.
Das Ambiente tat ein Übriges, um eine beschwingte Stimmung aufkommen zu lassen. Die Strandkorbhalle – von außen keine Schönheit – ist innen hell und wird ihrem Namen gerecht mit dem sorgfältig „gekämmten“ Sand, den Holzbalken an der Decke und ihren leichten blauen Sitzen.
Die Künstlerin, die das Grußwort im Namen ihrer ausländischen Kollegen sprach, die Dänin Else-Pia Martinsen Erz, gestaltete das Bild für den Flyer – eine Kolonie von Austernfischern. Auch sie hatte schon zahlreiche Ausstellungen im In – und Ausland und gründete 2002 die Galerie Erz. Alle 29 Künstlerinnen und Künstler an dieser Stelle vorzustellen, würde den Rahmen sprengen, deshalb seien nur ihre Namen erwähnt. Jeder Interessierte findet sie im Internet: Friedel Anderson, Raimund Behrend, Marco Brodde, Pieter de Vries, Karin Dreyer, Christoph Fischer, Gerhard Hermanns, Solvej Krüger, Irmgard Kullmann, Hans Ruprecht Leiß, Lars Möller, Ulf Petermann, Martin Petersen, Frauke Petersen, Hubert Piske, Arne Prohn, Walter Raabe, Sibille Rehder, Söhnke Richter, Ursula Schultz-Spenner, Martin Stock, Nikolaus Störtenbecker, Dan Thuesen, Wolfgang Werkmeister, Ole West, Urte Westphal-Kolb, Diethard Wies.
Wer der mit Spannung erwartete 30. Künstler ist, enthüllte Thomas Bartram in seiner Rede: „Dieser 30. Platz sollte der Natur selbst gewidmet sein. Sie ist nicht nur Inspirationsquelle für Künstler, sie schafft auch selbst Werke, von denen man sagen muss, wenn man sie denn entdeckt: ‚ Hätte sie ein Mensch geschaffen, es wäre ein Kunstwerk.’ Im Gegensatz zum Künstler handelt die Natur aber vollkommen absichtslos.“ Zur Arbeit der Naturschutzverbände und der Nationalparkverwaltung bemerkte Thomas Bartram weiter, dass sie die „unendlichen Schätze der Natur“ gegen eine „hemmungslose In-Besitznahme „ mutig verteidigt hätten, indem sie „dem Wattenmeer eine Stimme“ gegeben hätten, die zunehmend gehört und respektiert werde. In Anlehnung an Saint-Exupéry sprach er von der Sehnsucht als Motor für den leidenschaftlichen Einsatz von Menschen für ihre Ziele und schlug so den Bogen zur Kunstausstellung,: „Hier liegt das wahre Wesen der Partnerschaft von Nationalpark und Kunstinitiative.“ Die Kunstwerke sollten ein Weckruf sein, in einer Zeit, wo „hemmungslose Gier und Rücksichtslosigkeit inzwischen gesellschaftsfähig geworden wären“.
Sehnsucht nach der Natur also gilt es, für den Besucher der Ausstellung zu entdecken.
Ulrike Zilius