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Der andere Weg - Eine Annäherung an die Themen Sterben, Tod und Trauer
In ihrem 2020 b ein ihleo Verlag in Husum erschienen Buch setzt sich die Autorin Ingrid von Hänisch mit dem Thema auseinander, wie unsere Gesellschaft mit dem Tod umgeht. 1938 in Ostpreußen geborenen, flüchtetdie Sechsjährige mit Mutter und Geschwistern und findet nach Kriegsende in Wedel eine neue Heimat.
Lebhaft und mit viel Herz und Sinn für Humor blickt sie einleitend in ihrem Buch auf diese Zeit zurück. Aus dem weiteren familiären Hintergrund erklärt sich ihr soziales und menschliches Engagement. Über persönliche Begegnungen und Erfahrungen als Kind und Jugendliche vermag sie es, spannend in den Bewusstwerdungsprozess darzustellen, der sie zunächst zu der Idee führte, eine Hospizstiftung zu gründen. Dem soll hier nicht vorgegriffen werden.
Nach der Schulzeit ging sie nach Berlin und wurde schließlich analytische Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Während ihrer 30-jährigen Tätigkeit in diesem Beruf veröffentlichte sie bereits ein Buch, welches auf ihrer Arbeit basierte: „reich-stark-mächtig — die Phantasiehelden unserer Kinder“. Zudem war sie als Dozentin tätig.
Aufgrund einer Erbschaft begann sie, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie, selbst kinderlos, dieses Geld zum Wohle anderer einsetzen könne. Das Buch nimmt diesen Entscheidungsfindungsprozess zum Anlass, offen und kritisch über frühgesellschaftliche Tabus und Rituale zu sprechen, über Religion und den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer in unserer heutigen Gesellschaft, deren demografisches Bild sich so deutlich von dem von vor nur einem Jahrhundert unterscheidet. Dabei geht sie in fast lockerem Plauderton mit philosophischen Fragen um, und zwar mit so schwerem Stoff wie dem Sinn des Lebens und dem Wechselspiel zwischen Angst und Hoffnung.
Immer wieder geht es auch um Menschenwürde und womit sie in Zusammenhang steht.
Dieser Teil macht mit 100 Seiten den größten Teil des Buches aus.
Des Weiteren geht es um die konkrete Umsetzung und den Aufbau der Stiftung mit Hilfe der Deutschen Stiftungsagentur und vor allem um ihre Ziele. Dabei handelt es sich nicht um einen trockenen Bericht, sondern um eine lebhafte Darstellung, die dem Leser das Gefühl gibt, in direktem Kontakt und Gedankenaustausch mit der Autorin zu stehen.
Seit 2004 fördert die Stiftung Fachtagungen zum Thema Trauer, Pflege und Sterbebegleitung, ein Benefizkonzert zur Unterstützung verwaister Eltern und viele Projekte mit Hospizen oder Künstlerinnen, von denen sechs im Anhang näher vorgestellt werden.
Den Abschluss des Buches bildet die Beschreibung, wie und warum sich nach 10 Jahren Arbeit der Schwerpunkt der Arbeit verlagern sollte, der dann auch zur Umbenennung dieser in „ Stiftung für menschenwürdiges Leben“ führen sollte. Ein Highlight der „neuen“ Stiftung war die Ermöglichung der Wanderausstellung „Ansichten — Einsichten, Kunst von und mit Geflüchteten“, der ein eigens dazu geschaffenes Seminar, eine Kunstaktion, im Christian-Jensen-Colleg in Breklum voranging. Der letzte Ausstellungsraum war das Husumer Rathaus im Frühjahr 2019.
Das Buch ist erhältlich über ISBN 978-3-96666-007-5 und kostet 14,95€.
Andrea Claussen