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Klönschnack mit Sönke Laß
Oder die Krabbenfischer von Finkhaus
Oft, wenn wir auf unseren Spaziergängen an der Schleuse vorbeikommen, treffen wir auf den kleinen Kutter HUS 56 von Helmut Laß, der zusammen mit seinem Bruder Sönke vom Krabbenfischen reinkommt oder auf Fang ausfährt. Freitags, sonnabends und sonntags sind sie unterwegs, um mit zwei Schleppnetzen Krabben zu fangen.
„Wir stammen aus einer alten Fischerfamilie", berichtet uns Sönke. „1916 kam mein Großvater von Büsum nach Husum. Sein Vater war auch schon Fischer gewesen und davor, ich weiß nicht wie viele." Von sieben Geschwistern ist er der Mittlere, geboren 1951 in der Rosenstraße, direkt neben einem stadtbekannten Etablissement, sodass es auch schon mal vorkam, dass sich kontaktfreudige Herren in der Tür irrten und dann mit einer treffenden Bemerkung, die hier nicht wiederholt werden soll, ein Haus weiter geschickt wurden. Schon bald darauf erwarb Vater Laß das Eckhaus zum Westerende, wo sehr viele Husumer Fischer wohnten, bis 1954 die Fischersiedlung gegenüber Rödemishallig gebaut wurde. 1948 wurde das 14 m - Schiff „Zukunft" auf der Krögerwerft in Rendsburg für Laß gebaut und Sönke fuhr schon als Schüler mit seinem Vater in den Ferien raus, um ihm bei der Arbeit zur Hand zu gehen. Nachdem sein Vater ihn, als er 14 war, gefragt hatte, ob es ihm ernst wäre mit der Fischerei, und er „Ja"
gesagt hatte, wurde die „Edelweiß" (16,70m) in Friedrichskoog in Auftrag gegeben und am 18.12.1965 in Betrieb genommen. Sie blieb lange Zeit der größte Krabbenkutter in Husum. 1966 bis 69 ging er bei seinem Vater in die Lehre und brachte es in den folgenden Jahren bis zum Fischereimeister mit Maschinenpatent. Mit 20 heiratete er die schöne Monika und bezog mit ihr drei Jahre später das gemeinsam gebaute Haus in der Rieke Reech in Finkhaus. Er kaufte die „Edelweiß" nach einem Jahr als Settschipper seinem Vater ab, der dann mit der kleineren „Hanna" rausfuhr, und bleib 20 Jahre Fischer im Hauptberuf.
1997 verkaufte er sein Schiff wegen der überhand nehmenden Bestimmungen und Vorschriften. „Da kamen ja 10 Beamte auf einen Fischer. Das war mir zu viel Überwachung und zu viel Papierkram. Fehlte nur noch, dass wir auf unserem Klopapier auch noch einen Stempel von der DHI (heute BSH) haben müssten."
Im Dezember 1997 ging er als nautischer Springer für das WSA Tönning nach Amrum, was zwei Jahre Wochenendehe bedeutete. Dort erhielt er auch den Beinahmen „König der Zwerge", weil alle anderen so riesig waren und weil man ihm einmal auf der „Westerharde" ein Helmgitter als Krone verpasste. 1999 kam er dann nach Husum, um für des ALR zunächst als Springer und ab 2000 auf der „Norderhever" als festem Schiff zu fahren. 2006 wurde die „Odin" gebaut: der Rumpf in Polen, der Rest in Bremen. Reparaturen wurden immer in Husum durchgeführt. Sönke liebte auch diese Arbeit und fand das Tonnenlegen, Materialfahren, Prickensetzen oder die Arbeit als Steuermann oder im Maschinenraum immer abwechslungsreich. „Wenn die Pricken sich so bewegen, wisst ihr, dann sind das die Seehunde, die sich dran scheuern!", versucht er uns sein Seemannsgarn anzudrehen.
Er liebt es, auf dem Wasser zu sein. „Ich habe viel Glück gehabt im Leben", sagt er zufrieden.
Und so fährt er an den Wochenenden mit seinem jüngeren Bruder Helmut, dem gelernten Schlachter, auf dessen Schiff raus, denn der hätte sonst nur die Genehmigung zum Fangen von Eigenbedarf. „Er hat mir damals auch ganz viel geholfen, als ich so viel weg war", erklärt Sönke. Eigentlich seien die beiden ganz unterschiedliche Typen von der Lebensauffassung und den Ansprüchen her. Sönke bezeichnet sich selbst als pingelig und ausgesprochen etepetete, was Sauberkeit angeht. Das halte er auch zuhause so, wenn er am Herd stehe. „Aber das sind zwei Paar Schuhe. An Bord und zu Hause. An Bord geht das nicht!" Und darauf kann er sich einstellen. Das Rausfahren-Wollen eint die Fischersöhne und darum klappt es wohl auch ganz selbstverständlich mit den beiden. Und obwohl der bekennende Skorpion Sönke eine scharfe Zunge führt und keine Gelegenheit zu einem Wortspiel oder einer spitzen Bemerkung auslässt, so ist er doch tolerant genug, den Bruder so zu lassen, wie der es für richtig hält und ihm Anerkennung für seine Lebensleistung zu zollen. Und natürlich geht er mit sich selbst ebenso humorvoll bis schonungslos um und kann auch richtig über sich lachen. So verbirgt er auch nicht seinen zweiten Spitznamen, „Kringelsteert", sondern führte ihn sogar wie ein Wappen bei der Festbeflaggung der „Edelweiß".
Woher der Beiname (op Husumer Platt: Ökelnom) denn käme? „Ja, das war damals ja so, den kriegte man so angehängt. Mein Vater hatte ja immer auch Schweine. Sieben Kinder und sieben Schweine. Jedes Jahr wurden zwei (Schweine, ;)) geschlachtet und auf dem Viehmarkt per Handschlag zwei neue Ferkel gekauft. Und er hieß ja deshalb auch schon Schweine-Klaus. Denn es war schon ungewöhnlich mit so vielen Schweinen mitten in der Stadt!" Man bedenke, dass es damals auch im Stadtbereich kleine Hofreste gab. Z.B. neben dem heutigen Parkhaus gegenüber der Nordbahnhofstraßeneinmündung, von Stine Mett ganz zu schweigen. Mutter Laß musste die Schweine immer total pük halten, wehe, wenn mal eines schietig war, wenn der Vater von Fischen nach Hause kam!
Das Fischen will Sönke bis auf die Sonntage auch so beibehalten, wenn er im kommenden April beim ALR aufhört. (Der Garten sei ja auch noch da und brauche dringend Pflege.) So um die sechs bis zehn Stunden sind sie jeweils unterwegs, Helmut und Sönke. Dann haben sie ihre Brote mit und machen sich Pulverkaffee. Die Krabben schmecken sowieso am besten direkt aus dem Kessel. Wie es eigentlich dazu gekommen war? Sein Bruder hatte schon immer Schiffe, erst kleinere, dann größere. Und irgendwann kam ihm der Gedanke, wenn er sowieso über die Gründe führe, könne er auch ebensogut fischen. Inzwischen lebt er davon und verkauft seine fangfrischen Krabben am Husumer Außenhafen gegenüber der Hafenmeisterei/dem Zollgebäude. Und die schmecken total lecker!
Andrea Claussen/Ingrid Tetens