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Was ist ein Klinikclown - Fragen an Ingrid Quack
Heute möchte Nordfriesen.Info Ihnen Ingrid Quack vorstellen, eine Frau, die eine ungewöhnliche Ausbildung abgeschlossen hat. Sie ist Klinik-Clownin. Das machte uns neugierig. In einem Interview wollten wir mehr darüber erfahren.
NfI: Liebe Ingrid Quack, es kann sein, dass der Begriff Klinik Clown oder in Ihrem Fall Clownin nicht allen klar ist. Was haben wir darunter zu verstehen?
Q: Zunächst einmal muss gesagt sein, dass niemand gleich zum Klinikclown ausgebildet werden kann. Eine Grundausbildung zur Clownin wird vorausgesetzt.
NfI: Wie sieht die aus?
Q: Die Grundausbildung dauert zwei Jahre. Es geht um Grundbestandteile des Clownshandwerks, die in Modulen vermittelt werden. Dazu gehört z.B. Zaubern, Musik, Spiel mit Handpuppen, Pantomime, Tanz, Improvisationstheater.... Im Rahmen der Ausbildung finden die Teilnehmerinnen zu ihrer Clownspersönlichkeit, ihren speziellen Elementen und ihrem Stil. Und dazu gehört auch der neue Name. Ich nenne mich Rosina.
Nf.I: Gut, diese Ausbildung war die Voraussetzung für die Zusatzausbildung zur Klinikclownin. Was macht ein Klinkclown denn anders?
Q: Der Begriff stammt aus der Anfangszeit, wo diese Clowns fast nur in Kinderkliniken tätig waren, um vor allen schwer erkrankten Kindern Lebensfreude zu schenken. Heute ist unser Besuch zunehmend in Senioreneinrichtungen gewünscht. Es werden jetzt Fortbildungsmodule für Gerontoclowns angeboten, wobei der Umgang mit dem Thema Tod ein elementarer Bestandteil ist. Man kann sagen, dass in der Bundesrepublik größere Hemmungen bestehen als zum Beispiel auch in den Niederlanden. Meine niederländische Dozentin berichtete uns, dass dort Clowns auch auf Beerdigungen Trost spenden, indem sie das Leben des Verstorbenen humorvoll würdigen. Unsere Aufgabe war es, am Beispiel unseres eigenen Lebens Geschichten über wichtige Stationen zu erzählen und sie dann clownesk umzusetzen. Dabei mussten wir sehr sensibel sein, denn die Umsetzung dürfte auf keinen Fall lächerlich wirken. Eine Gratwanderung!
NfI: Hat das denn noch etwas mit dem Clown, wie wir ihn kennen, zu tun?
Q.: Nein. Jedes Mal, wenn ich erzähle, dass ich mich zur Clownin ausbilden ließ, werde ich mit Vorurteilen konfrontiert. Die Reaktionen gehen von der Erwartung einer „Stimmungskanone“ bis zur Ablehnung, weil Clowns ihnen als Kind Angst machten. Letztes darf einem Klinikclown auf keinen Fall passieren und dafür gibt es feste Regeln und Rituale. Wir müssen immer anklopfen und fragen, ob wir gewünscht werden. Aufdrängen und Überreden sind tabu.
Nf.I: Können Sie uns beschreiben, wie ein Auftritt von Ihnen aussehen könnte.
Q: Wenn ich das Zimmer betrete, hantiere ich meist etwas tollpatschig mit meinem „plüschigen“ Regenschirm. Dann stelle ich mich vor und nehme dann sofort Kontakt zu dem älteren Menschen auf, indem ich ihn auch nach seinem Namen frage und ihn begrüße. Dabei erspüre ich seine Stimmungslage, von der ich mein weiteres Vorgehen abhängig mache. Wenn es passt, setze ich z.B. eine meiner Lieblingsrequisiten ein, meine Spieluhr, zu deren Musik sich eine winzige Tänzerin dreht. Dabei begann einmal ein Witwer zu weinen, weil er daran erinnert wurde, wie gerne er immer mit seiner Frau tanzen gegangen war. Meine Aufgabe war es dann, die Situation ins Positive zu kehren, indem ich mir von dem Tanzlokal erzählen ließ. Gerade bei alten Menschen ist es mir ein wichtiges Anliegen, in einen direkten Austausch zu treten und verschüttete Erinnerungen zu beleben. Dann baue ich darauf auf und gestalte dementsprechend die weitere Zeit. In diesem Fall tanzte ich selbst auch im Raum herum, was gut ankam. Auch mein farbenfrohes Kostüm trug zur Aufhellung der Stimmung bei.
NFI: Frau Quack, Sie sind ja auch schriftstellerisch tätig. Inwiefern spielt neben Tanz und Pantomime eigentlich die Sprache eine Rolle bei Ihren Auftritten?
Q: Manchmal versuche ich spontan ein kleines Gedicht zu machen oder erfinde Geschichten anhand von Bildern in dem Zimmer. Letztlich bin ich auch in meinem gesamten Sprachgebrauch ein poetischer Clown, der die leisen Töne liebt.
NfI: Abschließend würden wir gerne wissen, was Sie dazu motiviert hat, diesen Weg neben Ihrer Schultätigkeit einzuschlagen, der Sie doch viel Zeit, Geld und Kraft gekostet hat?
Q: Mein Hauptbeweggrund ist mein Interesse am Menschen. Ich liebe die Menschen und möchte meine Kreativität im Bereich des Darstellenden Spiels einbringen. Clown-Sein ist für mich eine Lebenseinstellung.