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Deutsche Frauen, deutsche Treue
Jetzt ist sie wieder da, die deutsche Leitkultur. Thomas de Maizière, unser rühriger Innenminister, der uns auch mal Dinge nicht erklärt, weil sie uns verunsichern könnten, hat diesen unsägliche Begriff aus den Tiefen der Klamottenkiste zurückgeholt.
Im Wahlkampf muss wohl mal wieder der rechte Rand bundesweit bedient werden. Die CSU fischt dort schon länger.
„Wir geben uns zur Begrüßung die Hand“ und „Wir sind nicht Burka“. Wir sind auch nicht Papst oder Weltmeister. Und damit ist der echte Norden ebenfalls raus aus der Nummer, wir belassen es häufig bei einem dezenten Nicken.
Jahrzehntelang hat es keine ordentliche Integrationspolitik gegeben. In Spiegel-online ist zu lesen: CDU-Vize Thomas Strobl nannte den Vorstoß in der "Heilbronner Stimme" "goldrichtig". "Wenn ich mir anschaue, wie die in Deutschland lebenden türkischen Staatsbürger beim Referendum abgestimmt haben, muss ich sagen: Das ist auch eine Folge gescheiterter Integration". Da soll jetzt die Leitkultur helfen? Jetzt soll also den Migranten unser christliches Wertesystem vermittelt werden, um ein konfliktfreies Miteinander zu garantieren? So mit Händeschütteln und kirchlichem Kitt? Und wir sind die Vorbilder, leistungsorientierte Patrioten, die wieder mit Stolz die deutsche Fahne schwenken.
Soll dann auch unsere Nationalhymne wieder um die zweite Strophe des Liedes der Deutschen erweitert werden?
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Ich dachte, die Zeiten seien endgültig vorbei. Soll am deutschen Wesen wieder einmal die Welt genesen?
Schon Bundespräsident Theodor Heuss erklärte 1952 dazu: „Es ist kein Volk besser als das andere, es gibt in jedem solche und solche.“ Aber zu dem Zeitpunkt war die deutsche Geschichte noch deutlich spürbar.
„Und wir sind eine Kulturnation“, erklärt Thomas de Maizière, „bei politischen Festakten und zu Schuljubiläen wird Musik gespielt .....und wir sind Stolz auf unsere Musikschulen.“
Außerdem haben wir Bach und Goethe.
Mehr Kultur geht nicht. Ob er jetzt meint, dass die Migranten in unseren Kirchenchören singen sollten?
Sprechblasen und Wahlkampfgetöse statt politische Lösungen zu suchen. Da kann de Maizière sich noch so sehr an den deutschen Kirchtürmen erfreuen.
Wolfgang Claussen