Die gefährlichen Heilpraktiker in Deutschland

Dieser Umstand ist dem stern eine Titelgeschichte wert, erschreckende Gesetzeslücken werden aufgedeckt.

Richtig ist, der Heilpraktikerberuf ist wohl der freieste Beruf im Gesundheitswesen. Die nötige Überprüfung zur Zulassung ist eine rein schulmedizinische Prüfung, um zu gewährleisten, dass der zukünftige Heilpraktiker elementares Wissen in Diagnostik und Hygiene vorweisen kann. Infektionskrankheiten müssen erkannt, Blutparameter bewertet und notfallmedizinische Maßnahmen beherrscht werden. Ist diese Hürde genommen, kann der Heilpraktiker mit seinen Therapien arbeiten. Und diesen Therapien fehlt oftmals der doppelblinde Beweis der Wirksamkeit, sie sind also wissenschaftlich nicht belegt.

Bei ca. 45.000 Heilpraktikern in Deutschland passiert allerdings recht wenig Unheilvolles. Und so findet sich jeder „Skandal“ auf den Titelseiten der Boulevard-Presse wieder. So auch beim stern. Die geschilderten Fälle sind nicht akzeptabel, so dürfen auch Heilpraktiker nicht arbeiten. Um dem Report den nötigen Tiefgang zu verleihen, werden Jahre alte Fälle herausgekramt, ein „größenwahnsinniger Ex-Arzt“ muss auch herhalten, so jemand wird dann wahrscheinlich automatisch zum Heilpraktiker.

Stellt man die Risiken einmal den Gefahren gegenüber, die uns bei einem Arzt- oder Krankenhausbesuch erwarten, wäre ein Report zu dieser Thematik sicher sinnvoller:

Häufigste Schadens- und Todesursache sind in Deutschland die Ärzte*.

Die Arbeitsgemeinschaft „Gesundheit 65 Plus“ warnt vor den Risiken, die bei der gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente entstehen. Hier findet kaum Kontrolle statt. Die Hälfte der über 65-jährigen nimmt

Ein Zuviel an Medizin ist dabei genauso schädlich und tödlich wie eine Überdosis. Durch die Zunahme medizinischer Behandlungen auf mehr als 700 Millionen pro Jahr sind Ärzte inzwischen die häufigste Schadens- und Todesursache in unserer Gesellschaft.
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Unerwünschte Medikamentenwirkungen sind nicht nur jährlich für mindestens fünf Prozent der Krankenhausaufnahmen verantwortlich, sondern auch für circa 60 bis 70.000 Todesfälle.
FOCUS-Online-Experte Gerd Reuther
Donnerstag, 06.04.2017, 17:28

Hinzu kommen noch ca. eine Million Infektionen während der Klinikaufenthalte, von denen etwa 30.000 zum Tod führen.

Ein weiterer Aufreger der Anti-Heilpraktiker-Fraktion ist die Kostenübernahme für homöopathische Mittel durch die Krankenkassen. Wobei diese gerade einmal 0,06% der Gesamtkosten ausmachen: Rund neun Millionen Euro für Homöopathie stünden mehr als 170 Milliarden Euro Gesamtausgaben der Kassen gegenüber. Von den 28 Milliarden Euro, welche die gesetzlichen Krankenversicherungen 2009 für Arzneimittel ausgegeben haben, entfielen demnach gerade einmal 25 Millionen Euro auf homöopathische Mittel. Einige Kassen übernehmen zwar auch die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Naturmedizin - allerdings nur gegen einen zusätzlichen Beitrag, der laut Gesetz kostendeckend sein muss und deshalb die große Gemeinschaft der Versicherten keinen Cent kostet.
14.07.2010, 08:10 Uhr | Spiegel Online, Spiegel Online

Bei den Kosten sind weitere Kriterien entscheidend:
In deutschen Krankenhäusern grassiert offenbar die Wirtschaftskriminalität. Wie aus einer Studie hervorgeht, haben auch verschärfte Gesetze kaum Besserung gebracht: Betrug mit Abrechnungen oder Verstöße bei Arbeitssicherheit, Arbeitszeit und Hygiene-Vorschriften seien immer noch weit verbreitet. Den Schaden tragen Versicherte.
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Demnach erklärten 81 Prozent der befragten Klinikmanager, neue Maßnahmen zur Verhinderung von Straftaten hätten keinen Effekt. Rund 14 Prozent hätten eine nur marginale oder geringfügige Abnahme festgestellt. Das im Juni 2016 beschlossene Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen sei demnach fast wirkungslos verpufft.
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Die Krankenkassen würden für Leistungen bezahlen, die gar nicht erbracht wurden. Beispielsweise seien die Leistungen von Fachärzten in Rechnung gestellt worden, ohne dass diese überhaupt anwesend waren. Selbst Operationen, die gar nicht stattgefunden haben, seien abgerechnet worden.
Donnerstag, 11.05.2017, 08:14 FOCUS ONLINE

Es wird gerne behauptet, dass sich die Schulmedizin nur wissenschaftlicher Behandlungsmethoden bedient. Trotz des Versprechens einer „evidenzbasierten Medizin“, die nur nachweislich wirksame Maßnahmen kennt, gibt es bei circa 16.000 Diagnosen gerade etwa 150 Behandlungsleitlinien, die auf Ergebnissen wissenschaftlicher Studien beruhen. Viele Patienten werden trotz der Medikamente gesund. Evidenzbasierte Medizin ist eine nicht ungefährliche therapeutische Illusion.

Im März 2013 kritisierte Der Arzneimittelbrief die – aus seiner Sicht – zu schnelle Aufnahme neuer Medikamente in die Medizinischen Leitlinien und vermutet dahinter die Interessen der pharmazeutischen Unternehmen.

Ein Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt: Der Patient, der mit preiswerten homöopathischen Mitteln behandelt wird, nimmt die teuren Medikamente der Pharmaindustrie nicht. Könnte hier ein Grund zu finden sein, warum der Blätterwald immer mal wieder so heftig gegen die Heilpraktiker rauscht? Fürchten die niedergelassenen Ärzte inzwischen die gut besuchten Heilpraktikerpraxen? Und natürlich macht es sich gut, gegen die Heilpraktiker zu wettern, das soll offensichtlich von den teils unhaltbaren Zuständen der Schulmedizin ablenken., von einem System, das jährlich zig Tausend Tote produziert. Selbstverständlich müssen die schwarzen Schafe bei den Heilpraktikern benannt werden, muss ihnen die Erlaubnis zur Behandlung entzogen werden, wenn sie ernstzunehmende Krankheiten mit Spökenkieker- und Esoterikritualen behandeln.

Wolfgang Claussen

*FOCUS-Online-Experte Gerd Reuther - Donnerstag, 06.04.2017, 17:28