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Otto Beckmann ist 70
Er hat Spaß an dem, was er tut.
Man will es ihm nicht abnehmen, aber es stimmt! Mal wieder ein Beweis dafür, dass Kunst zu machen ein Jungbrunnen ist, zumal ja auch der eine oder andere den Sprung in die Unsterblichkeit geschafft hat.
Bei Otto Beckmann deutet nichts in seinem Verhalten darauf hin, dass er dieses "hehre Ziel" irgendwie anstrebt. Sehr angenehm, sehr sympathisch. Er hat, und das mit Sicherheit, Spaß an dem, was er tut. Und er baut ein, was ihm in die Finger und in den Kopf kommt. Da sind wunderbare Radierungen von Pflanzen mit Fruchtständen und allem Drum und Dran, die von der Anmutung her aber weit über - selbst 200 Jahre alte - naturwissenschaftliche Zeichnungen oder Stiche hinausgehen. Sie spiegeln nämlich so etwas wie ein persönliches Verhältnis wider. Da sind auch riesengroße Schmierereien mit maritimer Farbanmutung: Briefe ans Meer, eher angesprühte Militärfriedhöfe. Entschuldigung, persönliche Assoziation, derer ich mich nicht erwehren kann, auch nicht beim zweiten Besuch der Ausstellung in der Galerie Lüth in Halebüll.
Sonst, ja, sonst ist alles stark. Egal, ob Dürers Hase radiert und in diversen Mischtechniken wieder auftauchend, oder gestempelte Heuschrecken oder Vögelchen, grob, oder nur scheinbar grob mit Acrylfarbe oder Tempera vereint, isoliert oder sonst wie verbunden, übermalt oder ausgespart. Die Bilder haben etwas, das mit der Archaik von Kinderzeichnungen oder Steinzeitmalereien zu tun hat. Sie berühren Saiten ganz tief drinnen. Schwer zu beschreiben. Eine Kraft. Eine Mitwisserschaft. Gemeinsamkeit, Urbilder, Urbedürfnisse ....
Andrea Claussen