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Elisabeth Melzer-Geissler las im Schloss
Eine feine Sache, solch ein Kulturnachmittag im Kaminzimmer. Zu Gast bei „Euterpe“ anlässlich der letzten Winterlesung war die Dichterin und Musikdozentin (in Lübeck) Elisabeth Melzer-Geissler, als "Vorgruppe" lasen Christiane Sanders und Ingrid Quack aus Husum.
Frau Melzer-Geissler stimmte die Zuhörer musikalisch ein und verband die einzelnen Abschnitte der Lesungen z.B. mit kleinen Stücken von Tschaikowsky.
Der Reihe nach: Christiane Sanders trug ein sehr aktuelles Stimmungsbild mit schlaglichthaften Impressionen zum Thema „Flüchtlinge" vor, verortete sich selbst. Ingrid Quack hatte ausschließlich Gedichte zum Thema Liebe und Beziehungen ausgewählt. Völlig klischeefrei am Valentinstag einen Text zum Symbol Herz vorzutragen, ist eine Kunst für sich. Auch die anderen Worte „saßen" scharf oder zart genau an der richtigen Stelle.
Das Thema Liebe hatte Frau Melzer-Geißler für sich an diesem Nachmittag ausgeklammert. Ihren Schwerpunkt bildete eine Reise zurück zu ihren Wurzeln als sächsisches Nachkriegskind, als Pastorentochter nicht wirklich kompatibel mit dem DDR-System. Das Thema Lebenszeit. Kindheit und Jugend „drüben". Jetzt vierzig Jahre „im Westen". Ein Rückblick auf vergangene und unvergängliche Sehnsüchte. Zeiten, die stillzustehen schienen oder vorbeizogen: hin- und hergerissen zwischen den Welten. Als Fremde den anderen Fremden näher. Opfer von Diktaturen. Was zurücklassen, was mitnehmen? Aber nicht gebrochen! Lebensfreude empfindend und weitergebend.
Reichhaltige anderthalb Stunden!
Andrea Claussen