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Küchenlust und Gaumenschmaus - der Kürbis
Die Philosophie des Nebels
„Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, jeder ist allein“ – so lautet die erste Strophe von Hermann Hesses Gedicht Im Nebel. Und schlimmer noch, endet sie mit den Worten: „Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, jeder ist allein.“
Huh, das kann unter die Haut gehen, zumal die Worte mir bei dem Wetter der letzten Tage gar nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. So voller Poesie, muss man sie schön finden. Was die Naturbeobachtung angeht, stimmen sie perfekt. Aber, müssen wir für uns die gleiche melancholische Schlussfolgerung ziehen?
Vielleicht ein bisschen zur Besinnung kommen in einer Zeit, in welcher der Ablenkungsmöglichkeiten nicht so viele sind. In der Phase, die zwischen Allerheiligen und Totensonntag auch traditionell eine Zeit der Erinnerung, des Gedenkens und der Rückbesinnung ist, bevor die Adventszeit beginnt. Unsere leidige Konsumgesellschaft überspringt diese Wochen gerne. Vom Halloweentrubel geht es übergangslos in die Vorweihnachtszeit, wobei die ersten Weihnachtskekse bereits Anfang Oktober in den großen Lebensmittelketten auftauchten. Wir können nur wegsehen, ändern werden wir es nicht.
Also Besinnung: ja - Depression: nein.
Aber kennen wir denn wirklich den Anderen? Fangen wir mal bei unseren engsten Liebsten an! Die Antwort ist ein klares „Jein!“. Und das ist auch gut so. Der Mensch muss nicht alles wissen, damit kann er nämlich gar nicht umgehen. Trotzdem, das liegt in seiner Natur, will er eben alles wissen. Und wenn er keine Fakten hat, dann mutmaßt und spekuliert er. Er analysiert und wertet selbstverständlich und weiß genau, was für Grundeinstellungen sich hinter dem gesprochenen Wort verbergen. Gut und Böse weiß er wunderbar zu bewerten, wir kennen ja die alte Geschichte. Was dabei verloren geht nennen wir Vertrauen. Übrigens das Erste, was meine Schüler immer sagen, wenn sie aufgefordert werden, über ihre Wertvorstellungen zu sprechen.
Und deshalb ist es am besten, mal alles ganz offen und ohne bestimmte Erwartenshaltung auf sich zukommen zu lassen und sich über das zu freuen, was einem die Menschen von sich aus entgegen bringen.
Gemeinsames Essen ist von jeher ein Katalysator gewesen. Gastfreundschaft, selbst eine Speise für andere zuzubereiten, egal, ob aufwändig oder einfach, bringt Wärme und Geborgenheit. Gemeinsam am Tisch zu sitzen, ist bekanntlich in Gefahr, in vielen Familien aus den verschiedensten Gründen vernachlässigt zu werden. Das ist nicht gut!
Wirken wir dem entgegen und kochen als Kontrapunkt zur grauen Welt eine leuchtende Kürbissuppe!
Hokaidokürbissuppe
1 Hokaidokürbis (nicht schälen!)
1 Stange Lauch
frischer Ingwer nach Geschmack
4 Karotten
3 mittelgroße Kartoffeln
1 Knoblauchzehe (weglassbar)
schwarzer oder roter Pfeffer
Salz
Prise Zucker (oder mehr)
Spritzer Zitronensaft oder Zitronengras
Gemüse putzen und in Stücke schneiden. In großem Topf evtl. kurz in Olivenöl anschwitzen. Mit Wasser bedecken, ein oder zwei Gemüsebrühwürfel (Reformhaus) hinzugeben. Ca. 20-30 Minuten garen, dann mit Pürierstab zur „gebundenen“ Suppe verarbeiten. Mit einem Klacks Crème Fraîche servieren. Evtl. mit gerösteten Kürbiskernen bestreuen oder Laugenkürbisstangen dazu reichen.
Andrea Claussen