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Abenteuer Trümmertorte
Sieht auch noch lecker aus!
Die hat zum Glück nichts mit den berühmten Trümmerfrauen zu tun, denen übrigens nie genug gedankt werden kann. Sie konnten sich in den mageren Jahren des Wiederaufbaus, als die Deutschen noch eine schlanke Nation waren, eine solche fette Leckerei gar nicht leisten. Schlagsahne war Luxus, Mangelware. Aber mit den Fünfzigern sah es schon wieder besser aus, jedenfalls für die, die ihr Zuhause nicht verloren hatten. Und auf dem Lande, in der Marsch zum Beispiel, wird man wohl immer Sahne, Eier und Früchte genug gehabt haben. Und Mandeln? Das weiß ich nun nicht.
Ich erinnere mich gerne an Besuche in Opas Eisenbahnerschrebergarten, gleich hinter Stine Metts Anwesen, zwischen Stadtweg und Eisenbahnlinie. Dort gab es in Hülle und Fülle Mieze Schindler und Senga Sengana, oder wie die Erdbeeren hießen. Dann folgten die Stachelbeeren. Grün für Grütze und Marmelade, auch Kuchen, rot zum Naschen. Und danach kamen die roten Johannisbeeren, lauter kleine Rubine, strahlend leuchtend und so süß und herb zugleich. Perfekt in ihrer Art. Ein Pflückerlebnis, das viele Sinne befriedigt. Erntelust.
Alle diese Früchte eignen sich auch für die Trümmertorte, die ich aber erst viel später kennen lernte. Ich kannte nur eine komplizierte Baisertorte, wo die Früchte mitgebacken werden und die mir leider gleich beim ersten Mal klitschig wurde.
Nicht von ungefähr erhielt ich das Rezept von einer Nordstranderin. Hält man sich dran, klappt es gut. Gestern wagte ich mich zum ersten Mal mit einer Freundin daran. Die Stachelbeeren konnten nicht länger warten.
Aber Vorsicht! Die fast reif gepflückten Beeren brauchen kaum eine Minute, dann sind sie fertig gedünstet. Mit Zucker nach Geschmack und Vanille. Also nur auf kleiner Flamme dünsten, dann abkühlen und gut abtropfen lassen. Sonst suppt die Flüssigkeit den Boden durch. Wer keine Stachelbeeren hat, kann auch frische in Scheiben geschnittene Erdbeeren nehmen, rohe, gezuckerte Johannisbeeren oder im Winter Mandarinenfilets aus der Dose.
Trümmertorte
1. Früchte: 750g Stachelbeeren oder Erdbeeren vorbereiten
2 Becher Schlagsahne ( zum Schluss schlagen)
Zwei Baiserböden gleichzeitig in zwei Mixbechern schlagen und in zwei Springformen backen.
4 Eiweiß
200 g Zucker
100 g Mandelplättchen
175 Grad, Umluft, 20 Minuten, Backpapier! Es kann auch sein, dass es länger dauert. Alles ok., solange nichts anbrennt.
2. Unteren Boden vorbereiten.
100 g Butter
65 g Zucker
½ Teel. dänische Vanille
1 Prise Salz
4 Eigelb
125 g Mehl
½ Teel. Backpulver gut verrühren und in einer Springform ca. 20 min. bei 160 Grad backen. Zur Sicherheit mit Holzstäbchen prüfen. Farbe sollte leicht goldgelb- bräunlich sein.
Zum Ablösen der Baiserschichten Rand der Springform entfernen, Boden vorsichtig auf Tortenplatte oder Plastikrost stürzen und vorsichtig das Backpapier abziehen.
Wenn alles ausgekühlt ist, zunächst den gelben Boden mit Früchten belegen. Dann einen Becher geschlagene Sahne darauf verteilen. Baiserböden vorsichtig darauf heben. Prozess wiederholen. Fertig!
Eine besonders hübsche und allseits beliebte Torte.
Andrea Claussen