Ausstellung der Mitglieder des Husumer Kunstvereins

31 Mitglieder des Kunstvereins Husum und Umgebung sind auf der diesjährigen Gemeinschaftsausstellung vertreten. Fast alle waren anwesend und freuten sich über ein Gespräch zu ihren Bildern.

Fleisch - das Thema hat spontan schockierte Reaktionen hervorgerufen.

Was sollte das denn? Bisher hatten doch themengebundene Ausstellungen eher einen Touch ins Besinnliche oder Philosophische.

Dieses Jahr nicht, oder doch?

Den Umgang mit Fleisch kann man durchaus kritisch sehen, egal, ob als Lebensmittel und dessen Produzenten und Produktion oder als lebendigen Körper.

Man kann darüber weinen oder lachen, sich abgestoßen, betroffen oder ästhetisch erfreut fühlen. Mir fielen spontan „Schlachthof“ und Renoirs wunderbar fleischliche Frauenarme ein.

Tier und Mensch rücken bei diesem Thema wieder enger zusammen. Sind doch beide aus Fleisch und Blut, beide Vegetarier oder Fleischfresser. Uns wieder als einen Teil der animalischen Welt zu betrachten, hat etwas für sich, erklärt manches vorgeblich Unbegreifliche. Unsere Sprache ist reich an schier unendlichen Metaphern aus der Tierwelt, positiven wie negativen. Zum Tier werden könnte man, wenn man das unmenschliche Verhalten sogenannter Mitmenschen betrachtet. Unmöglich, kein Tier behandelt so seine Artgenossen. Dem Aus-der-Art-Schlagen ist anscheinend weder durch Erziehung, noch durch ideologischen Überbau Einhalt zu gebieten, nicht durch Philosophie, nicht durch Politik, nicht durch Religion. Homo homini lupus.

Aber da ist ja noch der freie Wille.

Das Korrektiv müssen wir in gewisser Weise jeweils selbst darstellen: uns gegenüber durch unser Gewissen, anderen gegenüber durch Zivilcourage und den Versuch, selbst ein Vorbild zu sein. Zwar ist diese alte kantsche Wahrheit ist ja so viel unbequemer, als einfach über Tempora und Mores zu jammern und Die-Da-Oben zu verwünschen, aber wir wollen die Hoffnung lieber nicht aufgeben. Denken wir an das Volksbuch vom D. Johann Faust, der zur Hölle fuhr, weil der Teufel schlauer war, so fand doch das daraus erwachsene Puppenspiel die Lösung in Gestalt des pfiffigen Hans Wurst. Der verlor nicht den Boden der Realität unter den Füßen. Er hörte, wie der Name es schon andeutet, auf sein Bauchgefühl. Und überlebte. Wir brauchen beides, den kritisch weiterbohrenden Geist und das Bauchgefühl für die Lebenswirklichkeit, um durchzukommen, ohne zu denken: Nach uns die Sintflut!

Tierisch gut tut es, wenn man auch einmal wieder schmunzeln kann. Tierisch ernst darf man nicht alles nehmen, sonst übernimmt man sich. Und um mit seinen Kräften haushalten zu können, braucht man positive Energie.

Einer der wichtigsten Lieferanten solcher positiven Kraft ist Kunst - wenn man sie sieht und wenn man sie schafft. Oft geht beides Hand in Hand. Nach dem Besuch einer guten Ausstellung fühle ich mich immer gestärkt und häufig frisch motiviert, selbst wieder den Pinsel zu ergreifen.

Es steht zu erwarten, dass es den über 100 Besuchern der Vernissage in dieser Ausstellung mit ihrer Vielfalt der Themenauffassung und der technisch-künstlerischen Umsetzung ähnlich gegangen ist. Der sensible musikalische Rahmen, den Sönke Thießen mit Gitarre und Gesang bot, war ein willkommener Auftakt.

Eröffnungsrede von Andrea Claussen 

(NfI)