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Zur aktuellen Lage des Husumer Kulturkellers
Alle klagen über Mitgliederschwund. „Wir nicht“, sagt Rüdiger Otto von Brocken, Vorsitzender des Vereins Kulturkeller Husum e. V. und ist darüber selbst ein bisschen überrascht.
Nachdem der Verein den Historischen Braukeller 2015 unter neuem Namen wieder aufleben ließ, konnte der Vorstand rechtzeitig zum Jahreswechsel das 100. Mitglied in seine Reihen aufnehmen. Aber damit nicht genug: „Ein veritabler Teil unserer Mitstreiter kommt nicht nur zu den Veranstaltungen her, sondern wirkt in Arbeitsgruppen aktiv am Vereinsleben und der Veranstaltungsplanung mit“, erläutert Otto von Brocken. „Das ist in Zeiten wie diesen gar nicht hoch genug zu bewerten.“
Allerdings waren sowohl die ersten als auch die letzten Jahre von Krisen und Engpässen geprägt. Für den Vorsitzenden gab es dafür anfangs gleich mehrere Gründe: „Nachdem der letzte Gastronom den Betrieb eingestellt hatte, mussten wir das Gebäude von diversen Altlasten befreien.“ Zudem war der Keller seit Monaten nicht mehr beheizt und belüftet worden. Und als der Betrieb dann endlich wieder aufgenommen wurde, fiel dauernd die Heizung aus: „Unsere Besucher sehnten sich nach Wärme und einer Klammer auf der Nase“.
Hinzu kam, dass der Kulturkeller bestehenden Einrichtungen wie dem Speicher oder dem TSBW-Freizeithaus keine Konkurrenz machen wollte und daher bewusst auf eine öffentliche Förderung verzichtete.
„Das zog vor allem zu Beginn chronische Geldsorgen nach sich“, berichtet der zweite Vorsitzende Jochen Dasecke. Der Ede-Sörensen-Stiftung (ESS) ging es ähnlich. Immerhin war ihr als Eigentümer der Immobilie mit dem letzten Pächter eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen. Und für Investitionen, um einen neuen Gastronomen zu finden, fehlte das Geld.
„Dies alles hat die Idee, den Keller gemäß dem Satzungszweck der ESS zu einem Ort der Kultur zu machen, ja überhaupt erst geboren“, erinnert sich deren Vorsitzender Michael Feddersen.
„Dessen ungeachtet hatten wir hier von Beginn an großartige Musik-Veranstaltungen“, sagt Otto von Brocken und nennt als Beispiel den virtuosen Jazz-Gitarristen Arne Jansen oder zuletzt Ulf Meyer und Ken Norris.
Wichtig war und ist die Zusammenarbeit mit dem Kunstverein sowie die Unterstützung durch Rotarier und Lions, die den Keller gern auch für eigene Veranstaltungen nutzen. Seit etwa einem Jahr ist der Schlossgang 7 Treffpunkt des von Martje Johannsen geleiteten Kellerchores sowie neuerdings der Round Tabler. Darüber hinaus nutzt ihn eine Malgruppe der einstigen Akademie für Spätberufene von Anja Pletowski als Ausstellungsort, und in den kommenden Wochen wird eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Husumer Brauerei und des Historischen Braukellers hinzukommen.
Keller bleibt Keller und somit das, was der Volksmund eine „ewige Baustelle“ nennt. Doch was Ede-Sörensen-Stiftung und Kellerkinder dank tatkräftiger Unterstützung durch die Johannes- und Irene-Thordsen-Stiftung, Service-Clubs, Paten und Mitglieder tun konnten, um die räumliche, klimatische und technische Situation zu verbessern, haben sie getan. So gibt es neben einer neuen, verlässlichen Heizung und neuen Toiletten inzwischen auch eine Gesangs- und Lichtanlage. Aber das wichtigste ist: Wer auch immer im Keller gespielt hat, ist von der besonderen Atmosphäre, dem familiären Ambiente des alten Gemäuers begeistert und fiebert einem Wiedersehen entgegen. Und dieser Funke scheint auch auf das Publikum überzuspringen. “Entgegen dem Trend, waren unsere letzten Veranstaltungen durchweg ausverkauft“, sagt Otto von Brocken. „Und das freut uns natürlich vor allem für die Künstler, die teilweise viel größere Durststrecken zu überstehen hatten als wir selbst.“ Dem Keller haben in dieser Zeit auch ein gutes Dutzend Paten geholfen. Sie unterstützen dessen Arbeit mit einem gestaffelten Jahresbetrag X, was die Planung in unsicheren Zeiten erheblich erleichtert.
Ein Erfolg war zuletzt auch die Aktion „Stuhlgrafik“: Der gebürtige Husumer Zeichner und Grafiker Hans-Ruprecht Leiß schenkte dem Verein eigens dafür eine Radierung, mit deren Verkaufserlös neue Stühle angeschafft werden sollen. „Ein paar Exemplare sind noch zu haben“, sagt der Vorsitzende.
Und nun ist mit Joachim Fischer also auch das 100ste
Mitglied gefunden. Oder war es umgekehrt? Wie auch immer: Das Leben im Kulturkeller geht weiter. „und das ist ist vor allem unseren Mitstreitern zu verdanken“, finden Feddersen, Dasecke und Otto von Brocken.
Näheres zum Programm, das am 21. Januar mit der Who-Covergruppe „The Dogs“ beginnt, und weitere Informationen unter www.kulturkeller-husum.de.
(NfI)