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Dalí in Berlin- wie cool ist das denn?
Wäre sie nicht plakatiert gewesen, mir wäre tatsächlich etwas entgangen, was ein kleines Highlight während der von mir geleiteten Abschlussklassenfahrt nach Berlin wurde.
Mit Hilfe des Stadtplans und am Schluss auch von Google fand ich heraus, dass der Leipziger Platz, wo sich die ständige Dalíausstellung befindet, quasi ein Ableger des Potsdamer Platzes ist.
Zentraler geht es nicht, wenn man akzeptiert, dass Berlin halt mehrere Zentren hat.
Zwei Kunstlehrer treffen Dalí... weitab vom eng getakteten Wechsel zwischen Kultur und Konsum, den Klassenreisen so mit sich bringen.
Jetzt also rein ins Museum! An der Kasse: ein Husumer! Sie sind überall, und das ist gut so. Zu Beginn des Rundgangs dürfen wir Dalís historischer Lithographie-Druckerpresse bewundern. Beherbergen die Räume doch sein graphisches Werk nebst mehreren Skulpturen, die besonders gut platziert, auch durch ihren Schattenwurf eine starke Wirkung erzielen.
Serien von Lithographien aus den Fünfzigern und Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts leiten einen Reigen ein, der für das Werk des berühmten spanischen Surrealisten signifikant ist. Sowohl, was seine Motivik, als auch, was seine stilistische Entwicklung betrifft.
Zu den Sujets des Künstlers gehören immer wieder Themen, die mit seiner Heimat Spanien eng verbunden sind, mit Mythologien Westeuropas, mit Werken der Weltliteratur wie Goethes Faust und Dantes Göttlicher Komödie zu tun haben oder mit allen dreien zusammen. Spanien, Liebe, Himmel und Hölle.
Zwölf Lithographien zu Don Quichotte, dem letzten Ritter, der das Unmögliche zu bewerkstelligen versucht. Ein Visionär, von den Normalbürgern belächelt, weil sie nicht begreifen können, was er erkannt hat. Sein Mut, trotz allem für seine Überzeugung einzustehen, soll uns noch ein nützlicheres Vorbild werden, als die meisten auch nur ahnen.
Tristan und Isolde aus dem keltisch-christlichen Artussagenkreis - sie können sich trotz besseren Wissens und noch besserer Absichten nicht wehren gegen die Wirkung des unbewusst getrunkenen Lebenselixiers. Großes Drama, große Leidenschaft und tragisches Ende. Ein Schicksal wie aus einer griechischen Tragödie. Herz gegen Kopf. Leidenschaft gegen Loyalität. Ein uraltes Lied. Schicksal - da darf Carmen nicht fehlen.
Aber auch Homagen an seine geliebte Frau Gala und den verehrten Künstlerkollegen und Landsmann Picasso.
Sehr sehenswert sind auch die Blätter der Reihe Gargantua und Pantagruel nach François Rabelais von 1973. Die karikaturartigen Darstellungen von Mischwesen, bestehend aus Teilen von Menschen, Gegenständen und Tieren, versehen mit reicher Ornamentik erinnern an Fantasiefiguren aus dem Werk von Hieronymus Bosch. Insgesamt zeigt das „international museum“, Leipziger Platz 7, in dieser Dauerausstellung über 450 Exponate.
Ein lohnenswerter Abstecher!
Öffnungszeiten:
Jan.-Jun. 12-20 Uhr
Jul.-Aug. 10-20 Uhr
Sept.-Dez. 12-20 Uhr
Andrea Claussen