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Ausstellung: „Höhen und Tiefen“
Luftige Installationen im Husumer Rathaus
Als die Mitarbeiter der Stadt Husum am 11.4.22 das Gebäude des Rathauses am Binnenhafen betraten, meinten sie, ihren Augen nicht trauen zu können.
Ohne Vorwarnung schien ein Zauber vollbracht worden zu sein, der über das Wochenende das seit über einem Jahr schmucklose Treppenhaus verwandelt hatte.
Was war passiert? Der Luftraum des „Atriums“ zwischen den Galerien und Treppenaufgängen war gefüllt mit schwebender abstrakter Kunst. Mehrere mit einander korrespondierende Installationen von Objekten in den Farben weiß, blau und rot spannen sich zwischen den Stockwerken und verbinden die Ebenen optisch. Sie sind, wie gesagt, nicht gegenständlich, lassen aber selbstverständlich der Fantasie freien Lauf. Durch die Aufnahme der Farben des Rathauses entsteht Harmonie. Durch das Rot ein zusätzlicher Akzent. Von oben wie von unten ergeben sich immer neue Aspekte. Der Blick wird in die Höhe geleitet, steht man im Foyer. Schaut man von oben hinab, tun sich Tiefen auf. Das Spiel und der Effekt immer neuer Perspektiven sind das Werk eines Geistes mit ausgeprägtem räumlichen Vorstellungsvermögen, Sinn für Formen und den unmerklichen Übergang vom Zweidimensionalen zum Dreidimensionalen. Dazu Fantasie und Verspieltheit gepaart mit Strenge der Berechnung und handwerklichem Geschick sowie bewundernswerter Exaktheit in der Ausführung.
Der Künstler ist der Husumer Rainer Hoffmann, der in seiner Freizeit schon seit etwa 30 Jahren dieser Art von Kunst frönt. Begonnen hat es einmal mit dem Besuch eines Drachenfestivals. Der Drachenbau und vor allem das Drachendesign wurden zu einer ausgewachsenen Leidenschaft, die R. Hoffmann Preise im Bereich Design einbrachte. Er wurde mehrmalig deutscher Meister im Drachenbau. Zu der WindArt kam die LandArt mit der Entwicklung kinetischer Objekte: So zum Beispiel in Röhren gepflanzt auch am Husumer Dockkoog oder in den Dünen unserer Nordfriesischen Inseln aufgestellt. Man denke an die Serie „Blue“.
Sein bevorzugtes Material sind leichte Stangen aus Kohlefaser und Spinnaker, ein dünnes, reißfestes Kunststoffgewebe.
Im Stadtbild hervorgetreten ist R. Hoffmann bereits mehrfach, nämlich u.a. mit überall im Schlosspark verteilten Figuren und Objekten, im Boden steckend, an Stäben oder von den Bäumen hängend. Vielen sind noch die roten Laternen, die sich vor einigen Jahren eine Zeit lang über die untere Neustadt spannten, in Erinnerung.
2019 trat der Künstler an den Kunstverein Husum und Umgebung heran und schlug vor, etwas speziell für das Rathaus zu planen. Natürlich wurde dieser Vorschlag mit Begeisterung von der Jury aufgenommen. Allerdings musste der Termin um fast zwei Jahre verschoben werden, das das Rathaus nicht für zusätzlichen Publikumsverkehr geöffnet werden durfte.
Nun ist es so weit. Alles ist installiert. Zeitlich versetzt, da R. Hoffmann seine berufliche Tätigkeit in Berlin ausübt, lädt am Samstag, dem 14. Mai der Kunstverein zu einer Eröffnungsfeier um 15.00 Uhr ins Foyer des Rathauses ein. Der Künstler ist anwesend.
Andrea Claussen