Ein Heinrich Heine-Abend

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Ein literarisch-musikalisches Bühnenprogramm der besonders genussvollen Art war am Donnerstag, dem 18.Juni im Diakonischen Werk in Husum zu hören.

Dr. Burkhard Engel  folgte einer Einladung der hiesigen Deutsch-Französischen Gesellschaft und präsentierte  ein unterhaltsames, aber auch aufrührendes Programm. Mit einer bunten Mischung aus Gedichten, Liedern und Prosatexten  zeichnete er Heines Lebenslauf in seinen wichtigsten Stationen nach, vom jungen, lebenslustigen Poeten bis zum reifen Lyriker, der elend in seiner „Matratzengruft“ im Pariser Exil zugrunde ging.

Trotz seines fürchterlichen Zustandes der Gelähmtheit, den Friedrich Engels in einem erschütternden Text kurz vor dem Tod des Freundes beschreibt, verließ den Dichter nie sein ironisch-humorvoller Blick auf seine Zeit und sein eigenes Leben, wie u.a. aus dem Gedicht „Testament“ hervorgeht:

„Ein treues Abbild von meinem Steiß
Vermach ich der Schwäbischen Schule; ich weiß,
Ihr wolltet mein Gesicht nicht haben,
Nun könnt ihr am Gegenteil euch laben.“  (9.Strophe)

In vieler Hinsicht ähnelt Heine Kurt Tucholsky. Beide sind Dichter und Schriftsteller, mit denen die Deutschen immer Probleme hatten: in keine Schublade passend, witzig,  polemisch, unabhängig und kritisch gegenüber jeglicher Autorität, beides Juden und Verfolgte. Und wie Heine die geliebte – und oft missverstandene - deutsche Romantik zu karikieren, galt  schon immer als Sakrileg. So war es erfrischend, dass Engel zwar auch ganz bekannte Lieder vortrug, wie die „Loreley“, sich aber hauptsächlich auf die Texte konzentrierte, die an vielen Stellen von erschreckender Aktualität sind. Heine war gewiss seiner Zeit was politisches Bewusstsein und die Einsicht in die Natur des Menschen betrifft, weit voraus. In dem Gedicht „Anno 1839“ heißt es z.B.:  „Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise, wie angenagelt, rührt sich kaum.“ Wer denkt dabei nicht an unser Merkel-Deutschland?

Die Gitarrenbegleitung zu einzelnen Liedern stammt aus Dr. Burkhard Engels Feder. Sein Vortrag war angenehm bescheiden, aber sehr ausdrucksstark, feinsinnig und fesselnd.

Wer mehr über seine Programme und seine Biographie wissen will, findet ihn im Internet unter:
www.burkhard-engel.de

Ulrike Zilius