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Märchenhafte Geschichten und fabelhaftes Essen
Ein orientalisches Festgelage bei Hartmann's Landküche auf der Unteren Neustadt
Ein wahrer Sommertag, warm, mild, voller Blütenduft und Vogelsang, der dann mit einem weiteren Fest für die Sinne endet, das ist schon eine Perle für die Kette der erinnernswerten Tage! Mit den Worten: "Märchenhaft heißt mystisch. Und mystisch ist für mich orientalisch...!", begrüßte der Meister dieser Lustbarkeiten, in einen schwarzen, goldbestickten Kaftan gewandet, seine etwa 34 Gäste, die sich am "langen Tisch" und in den größeren und kleineren Nischen versammelt hatten, um Hilde Vierke und Anne Gödecke-Berner zu lauschen.
Wie in alter Zeit wurde jeweils für eine Gruppe, etwa sechs Personen, gemeinsam aufgetischt, die sich, ob sie sich nun schon kannten, oder nicht, eine reichliche Portion Tapas und Röstbrot als Vorspeise teilten.
Dann stand für viermal fünf Minuten Märchenhaftes auf dem Speisezettel. Eingeleitet von mystischen Geräuschen der bronzenen Klangschalen oder Glasstabinstrumente begann Anke Gödecke-Berner: „Zu jener Zeit lebte ein Kapitän an der griechischen Küste, der .... ". Das griechische Märchen handelt von einem Seefahrer, dem in einem Lokal fertige Spiegeleier als einzige Option angeboten werden. Da ein Sturm sein Schiff gefährdet, muss er eiligst aufbrechen und kann sie nicht mehr bezahlen. Jahre später kehrt er erst an den Ort zurück und will seine Schulden begleichen. Durch die unverschämte Zinsforderung des Wirtes, dem angeblich eine Hühnerzucht verlorengegangen sei, droht er sein Schiff zu verlieren. Ein kluger Advokat verhilft ihm mit einer weisen Lösung, die eines Harun al Rashid würdig gewesen wäre, zu seinem Recht.
Darauf folgte Hilde Vierke mit der grimmschen Fabel vom „Vögelchen, Mäuschen und der Bratwurst“, die ein trauriges Ende finden, weil dem Vögelchen durch den schlechten äußeren Einfluss einer Krähe die Zufriedenheit genommen wird. Eine harte Lehre. Als nämlich die Rollenverteilung geändert wird und nicht mehr die Bratwurst der Koch ist, der „durch das Essen fährt und es salzt und schmälzt“, sondern die kleine Maus dies zu tun versucht, geht es bitter aus. Wieder spielte das Essen eine Rolle, und dieser rote Faden zog sich durch das gesamte Programm. Auch in der Realität, denn der Hauptgang bestand aus einem orientalischen Kalbfleischgericht, das die Geschmacksknospen verwöhnte und auf der Zunge zerging. Als Nachspeise gab es passend zum Wetter eine hervorragende Eistorte mit Karamell, die auch in dem wunderbar geschützten Innenhof verzehrt werden konnte.
Die beiden Märchenfrauen berichteten Nf.info, dass sie sich vor etwa zwei Jahren bei der Ausbildung zur Erzählerin kennengelernt hätten und seitdem gemeinsam auftreten. Auch in Grundschulen haben sie schon erzählt und in der Kulturnacht werden sie bei "Pole Poppenspäler" zu sehen und zu hören sein.
Besonders faszinierend waren noch ein jüdisches Märchen aus der Ukraine und eines aus Norwegen, das in sich Elemente vom "großen und vom kleinen Klaus, dem "süßen Brei" und "wie kommt das Salz ins Meer?" enthielt. Das internationale Repertoire und die internationale Küche des Hartmann's werden hoffentlich noch einmal zusammenfinden zum Gaumen - und zum Ohrenschmaus.
Andrea Claussen