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Kobalt aus dem Kongo – Bedarf der deutschen Autoindustrie nach Risiko-Metall wird deutlich steigen
Die deutsche Autoindustrie wird für den Bau von Elektro-Fahrzeugen immer abhängiger von der Demokratischen Republik Kongo. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) hervor, die dem Radiosender NDR Info vorliegt.
Im Krisenland Kongo sind am Donnerstagabend (20. Dezember) die für Sonntag geplanten Wahlen erneut verschoben worden. Den Berechnungen der DERA zufolge könnte der Kobaltbedarf aller Autobauer weltweit bis zum Jahr 2026 fünf Mal so hoch sein wie heute und von derzeit 15.000 Tonnen pro Jahr auf bis zu 85.000 Tonnen ansteigen. Kobalt ist für die derzeitige Lithium-Ionen-Technologie von Batterien und damit für den Ausbau der E-Mobilität ein unerlässlicher Rohstoff, die Demokratische Republik Kongo aktuell das wichtigste Abbaugebiet. Die Deutsche Rohstoffagentur gehört zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
Der im Herzen Afrikas gelegene Kongo wird dabei seine Stellung als weltweit wichtigster Kobalt-Lieferant noch ausbauen und laut Rohstoffagentur seinen Anteil an der Bergwerksförderung bis 2026 auf über 70 Prozent steigern. „Die weltweite E-Mobilität auf Grundlage der aktuellen Lithium-Ionen-Technologie ist ohne den Kongo nicht zu realisieren“, so der Autor der Studie, Siyamend Ingo Al Barazi.
Doch die Demokratische Republik Kongo zählt zu den korruptesten und gewalttätigsten Ländern der Welt. In einigen Landesteilen liefern sich bewaffnete Milizen und Regierungstruppen blutige Gefechte, vier Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.
Die deutschen Autokonzerne betreiben deshalb eigenen Angaben zufolge einen erheblichen Aufwand, um sicherzustellen, dass das in ihren Batterien verbaute Kobalt auch unter menschenwürdigen Bedingungen gefördert werde.
Für die VW-Gruppe hat die Deutsche Rohstoffagentur den Kobaltbedarf gesondert durchgerechnet. Ergebnis: Wenn der größte Autobauer der Welt ab 2025 in jedem Segment seiner Flotte ein E-Auto anbieten will, benötige er erheblich mehr Kobalt als heute, nämlich bis zu 22.500 Tonnen. Und würde damit bezogen auf heute allein rund ein Fünftel des weltweiten Kobalt-Bedarfs für sich beanspruchen. VW sagte auf Anfrage von NDR Info, der Konzern wolle in den nächsten fünf Jahren den Kobalt-Anteil in seinen Batterien von 30 auf unter 10 Prozent reduzieren.
Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Uwe Kekeritz, fordert im NDR Info-Interview für die Autoindustrie einen verbindlichen Rechtsrahmen: „Es muss ganz klar sein: Woher kommen die Rohstoffe, aus welchen Minen? Und wie sind die Arbeitsbedingungen und die Sicherheitsbedingungen vor Ort? Das könnte man sehr wohl gesetzlich regeln und über Stichprobenverfahren auch kontrollieren“, sagte Kekeritz und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf.
(NfI)