Die Milch macht's

Was sie genau macht, ist allerdings die Frage.

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„Milch macht müde Männer munter!“, diesen Spruch habe ich lange nicht mehr gehört. Inzwischen versucht man uns zu erklären: Ohne Milch werden wir krank! Die Werbeindustrie hat sich viele Sprüche einfallen lassen, um uns weiszumachen, Milch sei gesund und wichtig bei unserer Ernährung. Osteoporose drohe, eine Erkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt und die Knochen leichter brechen. Millionen Menschen ereilt diese Krankheit. Insbesondere in der westlichen Welt verursacht die Erkrankung Milliardenkosten. Studien kommen auf den Tisch, Wissenschaftler erklären uns die Welt. Der gesunde Menschenverstand geht den Bach runter, durch Gehirnwäsche völlig verschleimt.

Beleuchten wir also mal die Hintergründe. Säugetiere ziehen ihre Jungen mit Milch auf. Nach dem „Absäugen“ wird Milch komplett vom Speisezettel gestrichen.

Das Verständnis der Wissenschaft müsste jetzt eigentlich folgern, alle Säugetiere bekommen irgendwann Osteoporose. Bekommen sie aber nicht. Kühe, unsere Hauptmilchlieferanten, haben dicke, stabile Knochen. Und eigentlich fressen sie nur Gras. Gut, das stimmt auch nicht mehr, sie müssen ja Milch produzieren, viel Milch. Das geht nur mit „Kraftfutter“. Die Gabe synthetischer Hormone, so z.B. das Rinderwachstumshormon BGH ist weit verbreitet. Damit geben die Kühe erheblich mehr Milch, als es in der Natur möglich wäre. Selbstverständlich nicht ohne Folgen: Entzündungen der Milchdrüsen, die dann mit Antibiotika behandelt werden. Und so können Spuren von Antibiotika und Hormonen in Milchprodukten gefunden werden. Andere Medikamente und Pestizide kommen noch hinzu. Hört sich für mich nicht gesund an.

Wie hier auf dem Gemälde von Eugène Carriere zu sehen, ist das mit der Milch gedachtZurück zu den Gesundheitsaspekten. Wir produzieren in unseren ersten drei Lebensjahren das Enzym Laktase, es spaltet die in der Milch enthaltene Laktose (Milchzucker) ab und sorgt dafür, dass wir die Milch vertragen. Wenn wir anfangen, feste Nahrung aufzunehmen, geht die Produktion der Laktase um ca. 90% zurück. Es gibt Leute, die halten das für einen Enzymdefekt. Natürlich, wir sind die Krone der Schöpfung. Aber, mit Verlaub gesagt: Dann hätte der liebe Gott ganz schön geschlampt. Oder anders ausgedrückt, die Natur sieht von hier an keine artfremde Milchzufuhr mehr vor.

Wir haben früh mit der Domestizierung von Haustieren angefangen, im Laufe der Jahrtausende ist eine gewisse Toleranz gegenüber der Milch aufgetreten. In asiatischen Ländern, in denen wenig Milch getrunken wurde, ist die Laktoseintoleranz immer noch sehr hoch, bei uns sind vielleicht 30% der Bevölkerung betroffen. Andersherum gibt es bei uns mehr Osteoporosepatienten als in den asiatischen Ländern. Diese haben sogar noch dünnere, feinere Knochen als wir, das soll ebenfalls ein Risikofaktor für Osteoporose sein. Oder kann es nicht so sein, je mehr Milch getrunken wird, desto höher die Krankheitsraten? In Amerika rechnet man damit, dass jede zweite Frau über 50 sich die Knochen brechen wird, durch die Osteoporose. Weltweit konsumieren die amerikanischen Frauen das meiste Kalzium, weltweit sind dort auch die Erkrankungen mit am höchsten.

Unser Körper verwertet bei der Milch höchstens 30% des Kalziums, bei grünem Blattgemüse, Bohnen, Brokkoli, Rüben und Grünkohl sind es 40 - 60%. Diskutiert wird auch, ob die Menge an Eiweiß, die wir z.B. mit der Milch zu uns nehmen, an der Entstehung der Krankheit beteiligt sei, sie vielleicht sogar verursache. Milch enthält viel Eiweiß, neben ungesättigten Fettsäuren und Cholesterin. Milch hilft sicher nicht gegen Osteoporose. Daran ändern auch -zig Millionen Euro an Werbung und selbstfinanzierten Studien nichts. Essen Sie viel Gemüse, trinken Sie kalziumreiches Wasser oder Säfte. Und am wichtigsten: Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft. Durch die Sonne produziert unser Körper Vitam D und das ist wichtig für den Einbau des Kalziums in die Knochen.

Wolfgang Claussen