Von den Dingen, ihren Orten, jenen Taten

Ausstellung im Husumer Rathaus

Am 10. Juni um 11.30 Uhr eröffnet der Husumer Kunstverein die Ausstellung mit Thorsten Dittrich, Jens Rausch und Mark Slavin. Musikalische Begleitung von Dieter Grühn mit Saxophonimprovisationen.

In ihrer Malerei erforschen Thorsten Dittrich, Jens Rausch und Mark Slavin, die verschiedensten Ebenen der Realität. Im Spannungsfeld zwischen Fiktion, Sehnsuchtsort und historischer Überlieferung entstanden Werke, die das Medium Malerei zu neuen visuellen und konzeptuellen Ebenen führt. Die drei Künstler sind dabei stets auf der Suche nach der besonderen narrativen Vision; sowohl nach der eigenen als auch der fremden. Dies umfasst die Dinge und Orte, die sich der rationalen Sicht verschließen und der Kunst bedürfen, um ihre Wirkungssphäre dem Betrachter zugänglich zu machen. Sie schichten Farben auf- und nebeneinander, öffnen den Bildträger und decken ihn wieder zu, so dass im Prozesshaften die inneren Visionen sich Bahn brechen. Im Verhältnis von Gesehenem und Gedachten, von Realem und Wahrgenommenen entsteht ein Spannungsverhältnis innerhalb dieser drei autonomen Positionen, welches ein weites Feld der Erforschung, sinnlichen Wahrnehmung und intellektuellen Durchdringung eröffnet.

Die Ausstellung ist bis zum 31.08.2018 zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

Thorsten Dittrich

Thorsten Dittrich arbeitet primär in Serien, die von einer Grundstimmung leiser Melancholie und bruchstückhafter Spiegelung innerer Welten geprägt ist. Abstrahierte vegetabile und architektonische Formen interagieren mit spontan gesetzten ungegenständlichen Formen, die sich nicht eindeutig identifizieren lassen, aber an Bekanntes erinnern. Die Kompositionen fügen sich zu vielschichtigen mentalen Landschaften zusammen, denen ein bühnenartiger Aufbau zu eigen ist. Der Künstler bewegt sich in seinen chromatisch zurückhaltenden Werken im Spannungsfeld zwischen freier malerischer Geste und farblich verdichteten Flächen.

Das Spiel mit der Interpretationsfähigkeit des Rezipienten und mit dessen angeborenem Streben nach Wiedererkennung findet hier seine nur schwer zu begrenzenden Möglichkeiten: Formen und Flächen, die sich einer eindeutigen Identifizierung entziehen und trotzdem Erinnerungen an Bekanntes erwecken, werden in vielschichtigen Vexierspielen eingesetzt. Gegenstände und Figuren werden angedeutet und nicht zu Ende dargestellt; heterogene Texturen und Stofflichkeiten gekreuzt und zur Fusionierung gezwungen. In den Collagen werden gebäudeähnliche Körper in den Raum gestellt und, dank der Addition menschlicher Gestalten, in ihrer angeblichen Funktion inszeniert - aber der Deutungsspielraum bleibt zu allen Optionen offen.

Jens Rausch

Jens Rauschs Werkkomplexe zielen alle auf eins ab: die schichtweise Entlarvung einer vermeintlichen Realität. Charakteristisch ist hierbei der visuelle und methodische Bruch mit der subjektiven Wahrnehmung des Betrachters, welchen Rausch thematisch wie auch stilistisch immer wieder provoziert. Motivisch werden Wald und Forst zum (biografischen) Schauplatz des 2012 begonnenen Werkzyklus. Zu sehen sind realistisch anmutende Waldszenen in denen das Spiel mit Reduktion und Schärfe, Licht und Schatten eine mystische, beinahe bedrohliche Atmosphäre erzeugt.

In seinen Prozessarbeiten ergänzt Rausch die faktische Beschaffenheit der gestaltenden Materie selbst zum konstituierenden Element seiner Kunst. Materialien, die oft selbst aus Verstoffwechslungsprozessen entstanden sind (z.B, Ruß, Bitumen, Eisenoxid), schichtet er sowohl in der Bild- als auch in der Bedeutungsebene so auf, dass sich Kreisläufe visuell wie konzeptionell darin vereinen und auf der Oberfläche des Bildträgers sichtbar werden.

Seine realistische Malerei nutzt Rausch regelmäßig nur als Ausgangspunkt, um anschließend durchaus radikal durch den zerstörerischen Einsatz des Feuers gewaltsam die Leinwand in den dreidimensionalen Raum zu öffnen. Damit entstehen neue gedankliche Räume. Die Brandlöcher werden dabei zu Zeichen der Vergänglichkeit, legen neue Blickwinkel für den Betrachter offen; werden zu Kaleidoskopen für eine sich neu erschließende Sichtweise.

Mark A. Slavin

Mark Slavin betrachtet in seiner Serie „Dialoge“ die klassische Malerei als Basis für eine räumliche Analyse. Den Prinzipien der Analytischen Kunst folgend, die P. Filonov begründet hat, bietet Slavin seine eigene Deutung des Raumes. In seinem künstlerischen Prozess wird zuerst der Raum des Bildes fragmentiert und in viele Teile zersplittert. Diese Welt erinnert an ein Kaleidoskop, in welchem Farbglasstückchen neugeordnet werden, um im nächsten Moment erneut zu zerfallen. Slavin tritt hier in einen Dialog mit den alten Meistern, deutet die archetypischen Sujets um und ordnet das aus den Splittern bestehende Chaos zu einer neuen Realität um.

Unsere beschleunigte Zeit der Gegenwart mit der Flut an Informationen führt unwillentlich zu einer fragmentarischen Denkweise des heutigen Menschen. Das Flimmern der Bilder und der Ereignisse spiegelt sich in den Bildern von Slavin in der Verbindung des Figurativen und des Abstrakten, des Sakralen und des Profanen wider. Diese Sichtweise erfordert die Verwendung unterschiedlicher Techniken - Slavin verbindet Elemente aus der Computergrafik, vielschichtigen Malerei, sowie unterschiedlichen Fakturen und Schablonen.

(NfI)