Eine Doppelausstellung im Haus Peters, noch bis zum 25.10.2020

Eiderstedt und Husum „ von oben“

Wolfgang Claussen aus Husum ist ein Mensch, der mit dem Wetter lebt. Das hat sich im Laufe seines Lebens so ergeben: als Jugendlicher Rettungsschwimmer am Dockkoog, Motorbootführerschein, Surfen, Motorradfahrer, Golfspieler und nun verstärkt mit dem E-bike unterwegs - da muss man Wind und Wolken im Auge haben.

Das gilt auch für den Umgang mit der fliegenden Kamera. Nach einigen Fehlversuchen hat sich jetzt die richtige Drohne mit der entsprechenden qualitativ hochwertigen Kamera gefunden. (Über die ersten Flugversuche und Pannen der früheren Modelle, als die Technik noch längst nicht so weit war, lässt sich nur sagen, dass es ein recht teures und zweifelhaftes Vergnügen war. Zum Glück gab es aber einen rasanten technischen Fortschritt auf diesem Gebiet und die zuverlässigen und „intelligenten“ Funktionen machten den leichten Frust von damals schnell wieder wett.)

Aber die Technik allein ist es bekanntlich nicht, die eine künstlerische Fotografie ausmacht. (Ebensowenig, wie das reine Handwerk in der Malerei.) Es ist das Auge, das der Künstler haben muss. Den Blick für das Motiv, die Wahl des richtigen Bildausschnittes, den Tag mit dem passenden Licht finden und dem glücklichen Zufall auch nicht aus dem Weg gehen, will sagen, den nicht vorgeplanten, sich plötzlich darbietenden Augenblick erkennen und ergreifen.

Was allerdings für jede Fotografie gilt.

Was macht Luftaufnahmen so besonders? Das ist der Wechsel zu einer völlig ungewohnten Perspektive. Von oben, und sei es nur von einem Hügel oder Turm, besonders wohl im Gebirge auf etwas herabzuschauen, ruft schon eine besonderes Gefühl hervor. Etwas überschauen, sich über das Gewohnte erheben, der Menge und der Enge zu entfliehen, auch der Natur näher zu sein. Die Vogelperspektive eben. Musste man dazu früher in Ballon, Flugzeug oder Paraglider steigen, so ist das Erlebnis zumindest zum Teil, für den Gesichtssinn, jetzt mit der Drohnenfotografie nachvollziehbar, und das ohne Gefahr für Leib und Leben.

Interessanterweise muss der Drohnenfotograf auch Erfahrungen sammeln: Auch ihm ist diese Perspektive nicht auf natürliche Weise vertraut. Trotz Google Earth und verstärkt in TV- Produktionen eingebauter Luftaufnahmen. Längst nicht alles, was aus der normalen Sichthöhe eines Menschen gut wirkt, kommt aus der Vogelperspektive als interessantes Bild zurück. Deshalb muss vieles, von dem man sich etwas versprochen hatte, doch aus dem einen oder anderen Grund verworfen werden. Außer, und das ist ein weiterer Aspekt der künstlerischen digitalen Fotografie, man kann das geschossene Material durch Bearbeitung am Computer entsprechend verändern. Und damit sind nicht die automatischen Allerweltsfunktionen wie das Aufhellten, Tönen und Kontrastieren gemeint, sondern der professionelle Umgang mit anspruchsvollen Programmen wie z.B. Photoshop. Das beinhaltet auch die Notwendigkeit einer permanenten Fortbildung via Tutorials, um am Ball zu bleiben.

Kurz und gut: Die Ergebnisse dieser Arbeit, Luftaufnahmen von Eiderstedt und Husum, zeigt vom  das Haus Peters in Tetenbüll zusammen mit dem „Frühwerk“ von Hanna Petersen noch bis zum 25.10.2020.

Hanna Petermann in Haus Peters

Noch 14 Tage sind Gemälde und Zeichnungen von Hanna Petermann im Haus Peters in Tetenbüll zu sehen.

Die junge Künstlerin (geboren 1980 in Kiel) ist bereits eine erfahrene ausgebildete Musikerin, die als Flötistin und Kammermusikerin Konzerte im In- und Ausland gab und bis 2016 eine Orchesterstelle bei den Bremer Philharmonikern innehatte.

Seit 2013 wendet sich Hanna Petermann verstärkt der Malerei zu und lässt sich von ihrem Vater, Ulf Petermann, den man zu den „Norddeutschen Realisten“ zählt, ausbilden und beraten.

Sehr früh stellt sie bereits im Künstlerhaus am Lehnbachplatz/ München und im Museum der Kronberger Malerkolonie aus. Bereits nach fünf Jahren, seit 2018, ist Hanna Petermann Mitglied des BBK, was für sich spricht.

Haus Peters zeigt neben ansprechenden kleinen Stillleben in Öl auf Leinwand von Obst und Kuchen bis zu den ersten Turnschuhen ihrer entzückenden kleinen Tochter auch eine faszinierende Reihe sehr spannender souveräner Bleistiftskizzen. Ein Blick für das Wesentliche, sichere Linien, kein Strich zu viel, Schwung und Bewegung und alles stimmt.

Kein Wunder, denn sie stellt das dar, was ihren bisherigen künstlerischen Schwerpunkt gebildet hat: das Musizieren. Intensiv setzt sie sich in mehreren größeren und etlichen kleineren Ölgemälden mit der Arbeit der einzelnen MusikerInnen in einem Konzert auseinander. Es sieht nach Jazzmusik aus. Im nebeligen Dunst des aus verschiedenen Quellen kommenden Bühnenlichts tauchen die Figuren der Musiker in immer wieder neuen Haltungen auf, völlig eins mit ihrer Musik, konzentriert und versunken, mitschwingend, gleichzeitig präsent und entrückt.

Eine „Landschaft“ aus sanftem, farbigen Grau in räumlich wirkenden Hell-Dunkel-Abstufungen bildet den Rahmen. Einzig die Mikrophone geben eine leicht grafische Struktur, ohne allerdings fremd oder hineingezeichnet zu erscheinen. Auch für die Hände und Gesichter genügen der Künstlerin Licht und Schatten. Mit ganz wenigen, gekonnt gesetzten winzigen Tupfern und fein abgestufter Schattierung erreicht sie bei jeder der dargestellten Figuren einen individuellen charakteristischen Ausdruck. Es ist reine Malerei. Und das Betrachten der Bilder erweckt das Gefühl von erwartungsvoller Spannung auf mehr.

Andrea Claussen