Rotkohl muss matschig

Wenn es grau und trist oder kalt wird, brauchen wir Vitamine, Farbe und Süßes. Ein Essen, das uns mit wohliger Wärme erfüllt und reich ist, ohne schwer zu sein. Was liegt da näher als ein Gericht mit Rotkohl?

Aus der Region kommt es zudem und lässt mehr Gewürzvarianten zu, als ich hier aufzählen möchte. Meine eigene schmeckt mir am besten, und die ändert sich trotzdem dauernd. Meist hängt sie vom Tagesgeschmack ab. Bei meiner Oma war mir als Kind der Rotkohl, der traditionell im Herbst und Winter zu jedem festlichen Essen gehörte, meist zu kümmelig und zu sauer. Deshalb süße ich ihn auf verschiedene Art und Weise. Zum einen kommen richtig viele Äpfel hinein, roter Boskopp aus dem eigenen Garten z.B.. Dann etwa ein Glas rote Marmelade, aber nicht Erdbeer, sondern säuerliche wie Johannisbeer- oder Brombeergelee. Es geht auch ein Glas Cranberries. Quittengelee eignet sich ebenfalls hervorragend!

Ist das noch zu herb, kann man mit Zucker oder einem Sirup oder Dicksaft nachhelfen. Honig würde ich nicht nehmen.

Gemahlener Kümmel, Schwarzkümmel oder - mit Vorsicht- Kreuzkümmel gemahlen geben einen guten Geschmack und man beißt eben nicht so darauf.

Überhaupt gibt es für mich keine Ausrede dafür, Rotkohl nicht frisch zuzubereiten. Auf der großen Reibe, einem Erbstück meines Großvaters, ist er in Null Komma Nichts kurz und klein, das Schneiden mit dem Messer ergibt ein etwas gröberes Ergebnis, dauert auch nicht lange.

Dann kann man Öl, ich nehme Olivenöl, erhitzen und dem Kohl kurz anschmoren. Früher machten wir es mit Schmalz. Das schmeckt mir nicht mehr und manchmal nehme ich auch das Öl nicht. Wasser und Essig nach Geschmack, mal auch Zitronensaft dazu. Gemüsebrühwürfel aus dem Reformhaus, Salz, Pfeffer, 5 ganze Nelken und zwei Lorbeerblätter sind obligatorisch. Beeren dazu: Wacholder oder Aroniabeeren geben ein eigenes Aroma, etwa 10 Stück.

Ein bis zwei Zwiebeln, die man vorher glasig dünsten kann, das alles gut aufkochen, dann die Äpfel dazu. Wenn der Kohl zusammengekracht ist, sollte man ihm im Drucktopf noch ein Mal ordentlich Dampf machen. Wer keinen hat, sollte ihn in den nächsten zwei Tagen immer wieder aufkochen, Flüssigkeit hinzugeben und diese wieder verkochen lassen. Der Kohl muss richtig schön matschig werden. Ich gebe übrigens keinen Rotwein hinzu wie "Ekel Alfred Tetzlaff"!

Er beim letzten Kochen wird gesüßt wie oben beschrieben.

Garantie: Dieser Kohl hat noch jede/n glücklich gemacht!

Andrea Claussen