Veganer sind die besseren Menschen

Ein "undogmatischer" Film will darauf hinweisen

Da ist sie nun: Deutschlands erste Veggie Dramödie. „Habt ihr etwas anderes Vegetarisches als Pommes rot/weiß?“, fragt die aparte junge Frau den dicklichen Glatzkopf in der Pommesbude, dessen Unterhemd fettig verdreckt, so richtig unappetitlich ist. Statement des Pommes-Verkäufers: „So lange wir lebbe, wird es hier die Currywurst mit Pommes gebbe.“

Nächste Szene: „Guck mal, ich habe sogar Biofleisch genommen. Probier’ doch mal!“
„Da hat das Tier echtes Glück gehabt, als Biofleisch geschlachtet zu werden.“ Und dann grinsend: „Das ist natürlich wesentlich angenehmer.“
Und dann die Keule: „Du könnest wenigstens einmal eine Ausnahme machen.“
Darauf die Antwort, diesmal süffisant: „ Wie ein Rabbi, der einmal die Woche Naziparolen brüllt?“
Weiter, der leicht verfettete Chef: „ Sie machen die ganzen Leute hier Angst. Ich habe mein ganzes Leben lang Fleisch jejessen und Milch jetrunken. Und, ich lebe immer noch.“
„Ja, das sehe ich“, die herablassende Antwort, mit einer leicht arroganten Kopfbewegung.

Dazu die Ankündigung des Films:


 

Ein Kinofilm als veganes Statement.

Der Regenwald wird für Viehweiden und Futteranbauflächen abgeholzt, der Fleischkonsum der Deutschen steigt weiter an und in der Region Hannover sollen neue Schweinemastanlagen gebaut werden. Die meisten Menschen scheinen damit nicht wirklich ein Problem zu haben. Alma schon.

Alma ist 94 Jahre alt und passionierte Umweltaktivistin. Durch Annoncen in der Lokalpresse versucht sie regelmäßig Kontakt zu Gleichgesinnten aufzunehmen. So lernt sie u.a. auch die 28 jährige Kindergärtnerin Vicky kennen. Vicky lebt vegan.

Überzeugt von ihrem Tatendrang stellt Alma ihr ein paar Freunde vor, die sich regelmäßig im Restaurant “Los Veganeros” treffen, um Aktionen zu planen.

Als Vicky schon nach kurzer Zeit vorschlägt den örtlichen Schweinemäster Heinz Granitzka für eine Nacht zu entführen, um so auf die Missstände in seinem Betrieb aufmerksam zu machen, trifft die Gruppe eine Entscheidung mit fatalen Folgen.

“Los Veganeros” ist ein fesselnder Spagat zwischen informativen Fakten und unterhaltsamer Spielfilmkomödie. Eine vegane Dramödie, die zum Umdenken anregt…


 

In der Pressemitteilung ist zu lesen: Der Film versucht undogmatisch mit viel Humor zum Umdenken in Sachen Fleischkonsum anzuregen!

Richtig ist, dass der Fleischkonsum zu erheblichen Problemen in der Umwelt führt, die Massentierhaltung, mit all ihren bekannten schmutzigen Wahrheiten, auch ein Fakt ist. Der Fleischverzehr in Deutschland liegt bei ca. 60 kg pro Person und Jahr. Weltweit beträgt der Schnitt 40 kg. Spitzenreiter sind die USA mit ca. 120 kg.

Im Spätmittelalter (13.-16. Jahrhundert) lag der Verbrauch bei 100 kg, im 19. Jahrhundert erreichte er seinen Tiefstwert mit 14 kg.

Gekoppelt ist der Fleischverzehr an den Bildungsstand. Menschen mit guter Ausbildung und gutem Einkommen verzehren weniger Fleisch als andere. Frauen nochmals weniger als Männer.

Alma in Aktion

Alma in AktionSich für eine vegane, vegetarische oder frutarische* Ernährung zu entscheiden, bleibt jedem überlassen. Nur das ist vielen nicht genug. Der moralische Zeigefinger ist das Mittel der Wahl. So ist es auch in dem Film „Los Veganeros“. Fleischesser sind schnuddelige, verfettete Menschen. Veganer sind saubere, moralisch höher stehende Menschen. Bessere Menschen. Sie lieben die Tiere, kuscheln mit Schweinchen und vergleichen die Fleischesser mit Nazis. Wie das mit dem Begriff „undogmatisch“ in der Ankündigung übereinstimmt, bleibt dabei unklar. „Dramödie“? Drama der Tierhaltung, witzig in moralinsaurer Verpackung? Eine „unterhaltsame Spielfimkomödie“, die dabei die moralische Keule schwingt, passt wohl eher in unsere Zeit der tonangebenden Moralapostel. Irgendwann schauen wir dann missmutig und mit schlechtem Gewissen auf unser leckeres Filetsteak. Die Stigmatisierung hat anderswo auch schon gut funktioniert. Heute glauben viele Menschen, dass sie sterben müssen, wenn auf der Kaffeehausterrasse am übernächsten Tisch jemand raucht. Und das verkünden sie auch lautstark. Oder sind sie einfach nur moralisch im Recht?

Schuld an allem ist der Verbraucher, seine Gier nach billigem Fleisch. Dabei hat es die Ölindustrie doch vorgemacht. Egal wie teuer das Benzin wird, das Auto bleibt nicht stehen. Auf die eine oder andere überflüssige Fahrt kann man doch verzichten. Und wenn das schon bei Deutschlands liebstem Kind, dem Auto, funktioniert hat...

Der Film ist am 19. Mai im Husumer Kinocenter zu sehen.

Wolfgang Claussen

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*Frutarier wenden sich gegen das Töten von Pflanzen und essen nur, was die Natur freiwillig hergibt. Obst, Nüsse oder Samen, aber auch bei der Ernte gestorbenes Getreide. Noch gibt es nicht sehr viele Frutarier, die Veganer haben jedoch auch mal klein angefangen.