In die Stille

Hans Ralfs – Malerei und Grafik

Die neue Ausstellung im Nissenhaus setzt Arbeiten der Künstlerpersönlichkeit Hans Ralfs in den Fokus. Besonders ist hierbei, dass die vorhandene, umfangreiche Werkkollektion des Nordfriesland Museums um neue, zumeist unbekannte Bilder aus einer Kieler Privatsammlung ergänzt werden.

Zweifelsohne war der Maler und Grafiker, Dramatiker und Kunstkritiker Hans Ralfs eine gleichermaßen begabte wie prägend vielseitige Persönlichkeit der Zwischenkriegszeit. Seine zuvorderst für Schleswig-Holstein künstlerisch herausragende Bedeutung wurde erst spät entdeckt, obwohl sein Schüler Friedrich Karl Gotsch in den ersten Nachkriegsjahren mehrfach auf diese hingewiesen hatte. Nicht zuletzt in Folge seiner für Außenstehende oft schwierigen psychischen Verfasstheit führte Ralfs eine sozial randständige Existenz, die ihn immer wieder und für viele Jahre in Nervenheilanstalten brachte. An diesen Orten, in Kiel und Neustadt an der Ostsee, schuf der Künstler vor allem Ölbilder, Zeichnungen und Holzschnitte. In einer Reihe von Selbstbildnissen setzte er sich mit der eigenen Psyche auseinander. Daneben entstanden vor allem Landschaften und oft zyklisch konzipierte Figurenbilder mit religiöser und ästhetischer Motivik. Selbstbewusst und kämpferisch hielt er dem Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit wie der aufkommenden Konstruktivierung eigene Positionen entgegen, wehrte sich gegen Verfremdungen gesehener oder erlebter Wirklichkeit und berief sich im Gegenzug auf die für den Norden Identität stiftenden, malerisch-flächigen Auffassungen der Weimarer Malerschule und vor allem auf den Norweger Edvard Munch.

1883 wurde Hans Ralfs in Preetz/Holstein geboren. Von 1902 bis 1907 besuchte er die Kunstakademie in Weimar. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat bei der Spionageabwehr in Belgien teilnahm, lebte Ralfs vorübergehend in Kiel, wo er als Künstler rasch auf sich aufmerksam machte. Ralfs starb 1945 in der Nervenheilanstalt Obrawalde in Pommern, wenige Wochen nach deren Befreiung durch die Rote Armee.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Februar 2021 dienstags bis sonntags von 11:00 bis 17:00 Uhr im Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum zu sehen.

(NfI)